2008 war mein Jahr und auch wieder nicht. Ein halb-halb-Jahr. Keine Katastrophen, keine Durchbrüche. Aber im Kleinen viele schöne Momente, viele Erkenntnisse und - abgeleitet aus Letzteren - eine Menge Optimierungsbedarf. Weil das Leben eine Baustelle ist, ein bisschen wie der Stephansdom, bei dem immer wieder unten zu renovieren begonnen wird, sobald man oben fertig ist. Kein Wunder, dass die Touristen lieber Schönbrunn besichtigen.
Will ich also Schönbrunn werden? Eigentlich nicht. Zu gelb, zu kaiserlich, zu viele knirschende Kieselsteine auf den Gehwegen. Dann doch lieber Stephansdom mit Baugerüst, Katakomben und Taubendreck.
Nein, ich hab noch nichts getrunken :-) Aber es ist SILVESTER, den ich bekanntlich nicht mag, weswegen ich zu seltsamen Gedanken neige. Diesmal verweigere ich allerdings strikt das Fassen guter Vorsätze. Keine Chance, und mit dem Rauchen kann ich ohnehin nicht mehr aufhören. Was ich hingegen tun könnte, wäre, wieder mit dem Laufen anzufangen, der Gedanke streifte heute kurz mein Hirn. Wahrscheinlich nur, weil SILVESTER ist, zum Teufel.
Habt ein wunderbares neues Jahr, meine Lieben. Den berühmten "Guten Rutsch" einmal vorausgesetzt, wünsche ich euch Gesundheit, Freude, Kreativität und dass 2009 nicht halb so krisengeschüttelt wird, wie man rundum unkt. Vor allem wünsche ich euch und mir gute Freunde, die uns begleiten; Begegnungen, die uns bereichern und Ideen, die uns glücklich machen.
Also, dann gehen wir eben und feiern wir SILVESTER ...
Das Internet ist unbezahlbar. Auf der Suche nach idealen Wohnadressen für Romanfiguren habe ich die Londoner Immobilienseiten entdeckt, und die sind großartig, mit Preisen, Fotos und allem Drum und Dran. Inklusive der nächstgelegenen Tube-Station. Der Roman wächst also. Zwar immer noch nicht ganz so schnell, wie ich es gerne hätte, aber doch so, dass ich mir vorstellen kann, ihn bis Ende März fertig zu bekommen.
Themenwechsel: Liebes Christkind, ich hätte zu Weihnachten gern eine neue Stimme. Meine eigene ist außer Betrieb. Vorgestern hätte ich Marge Simpson synchronisieren können, gestern Marcel Marceau, heute Marlon Brando im "Paten". An morgen will ich gar nicht denken.
Meine Streifzüge durch die Wiener Innenstadt brachten mich heute unter anderem beim "Meinl am Graben" vorbei. (Für alle Nicht-Wiener: Meinl am Graben = Delikatess-Supermarkt, sensationell sortiert, sensationell teuer, mit Speichelflussgarantie.) Ich muss mich korrigieren: Natürlich brachten meine Streifzüge mich nicht dort vorbei, sondern direkt hinein. Und da ich schreibenderweise ohnehin im Geiste ständig in London weile, steuerte ich automatisch das englische Regal an. Und schlug heftig zu.
Jetzt horte ich einen Stapel von Walkers Shortbread, Malt Whisky Fudge und Duchy Biscuits zum Preis eines dreigängigen Mittagessens und frage mich, was da eigentlich in mich gefahren ist (außer der blanken Gier, selbstverständlich). Eben kam mir die Erleuchtung: Es war nicht Shopping-Rausch, es war Recherche. Futter für das London-Feeling, sozusagen. Was weitere Fragen aufwirft: Kann ich Kekse als Recherchematerial steuerlich absetzen? Vorausgesetzt, sie tauchen in der Geschichte auf? Kämen Recherchekekse das Finanzamt nicht deutlich billiger als eine Recherchereise? Und ließe sich das Konzept nicht ausweiten auf Recherche-Wein, Recherche-Ohrringe und Recherche-Schuhe? Ungeahnte Möglichkeiten tun sich auf.
Deswegen rechne ich es Patrick Rothfuss hoch an, dass man sich darin so zu Hause fühlen kann, als hätte man es selbst geschrieben. (Es fügt sich auch farblich so schön in meinen Blog ein. Hm. Das kann kein Zufall sein.)
A propos Schreiben. Für die Akten: Ich habe die ersten 120 Seiten Roman überarbeitet und bin nun endlich wieder dabei, mit der Handlung fortzufahren. Heißa. So soll es sein. Sehr wunderbar ist auch, dass sich einmal mehr Dinge auf mirakulöse Weise zusammenfügen, von denen ich das gar nicht erwartet hätte.
Lesungen gemeinsam mit anderen Autoren haben auf mich immer einen lehrreichen Effekt. Das eine oder andere kann man sich jedesmal abschauen. Diesmal: Den Text auswendig können und mehr vorspielen als vorlesen. Ohne einen einzigen Blick ins Buch zu werfen. Ich überlege mir sehr, das abzukupfern, umso mehr, als ich die meisten meiner Bücher sowieso schon auswendig kann. Der Mehraufwand wäre vernachlässigbar. Der Korinthenk***** in mir fragt sich zwar, ob ein solcher Auftritt dann noch unter der Bezeichnung "Lesung" geführt werden kann, denn es liest ja niemand, doch der Rest von mir findet, das ist schnurz. Vortragen eines selbst geschriebenen Textes = Lesung, egal, ob mit oder ohne Buch als Krücke. Punkt zwei, den der Kollege perfekt beherrscht - Singen zur Gitarre - werde ich mir aus Tier- und Kinderliebe verkneifen. Aber wenn man es kann, ist es toll.
Danach drehte ich eine Runde über den Wiener Christkindlmarkt, floh aber binnen Minuten, lediglich unter Mitnahme zweiter Tüten gebrannter Mandeln. Die Rezession kann noch nicht eingesetzt haben, wenn die Menschen Geld für spiralförmige Weihnachtsmann-Mützen haben.
Ich hoffe ja, es ist die letzte Welle Wahnsinn, die mich gerade überschwappt, bevor dann adventliche Gemütlichkeit über mein Leben hereinbricht. Gepaart mit viel Zeit für den Roman, natürlich. Mehr ist im Moment nicht zu erzählen. Doch - die gute Nachricht des Tages fand ich auf YouTube:
Am Montag war ich lesen und es hat Spaß gemacht. Lauter nette Kinder, nette Lehrerinnen, eine schöne Schule. Meine Sammlung erstaunlicher Vornamen ist um einen angewachsen (das Glanzstück bildet immer noch das bedauernswerte Kind, dem die Mutter durch die ganze U-Bahn Atrejuuuu nachbrüllte. Dicht gefolgt von Klein-Hannibal, greinend beim Passbildfotografen).
Heute habe ich die 100-Seiten-Schallmauer durchbrochen, und das beinahe lautlos. 100 Seiten sind schon etwas, da steht man nicht mehr am Anfang sondern turnt sich munter durch den zweiten Akt. Ich turne jetzt nur noch auf Papyrus und gewöhne mich mühevoll an das Courier-Schriftbild der vorprogrammierten Normseite, wobei ich mir einrede, dass Courier viel professioneller aussieht, und meine geliebten Times New Roman-Fonts etwas für auf Äußerlichkeiten fixierte Anfänger sind. Ganz definitiv habe ich aber bisher meine Normseiten falsch formatiert, da passten viel zu viele Zeichen rein. Kaum war das Ursprungsdokument in die Courier-Vorlage umkopiert, schwupps, schon hatte ich 88 statt 80 Seiten. Daher auch heute der 100er-Durchbruch. 100 professionelle statt 93 laienhafte Seiten. (In Wahrheit bin ich sogar schon auf Seite 101.)
Manchmal putzt Bloggen ja das Hirn durch. Ich hänge gerade an einer Stelle, die eigentlich unproblematisch ablaufen sollte. Held läuft von A nach B, B ist schon ziemlich in Sicht. Und plötzlich schreibt sich etwas in die Szene hinein, das als Effekt ganz prächtig ist, als dramaturgisches Element im Dieste eines logischen Plots leider nicht so sehr. Also raus damit? Ja klar, nur leider gefällt mir die Szene jetzt nicht mehr. Also wieder rein damit? Gerne, nur dass diese Sache so eigentlich nicht passieren dürfte ... Also eine andere Erklärung an den Haaren herbei ziehen? Verlockend, nur zieht das garantiert einen Rattenschwanz an ungewollten Folgeerscheinungen hinter sich her. Eben. Raus damit. Effekt um des Effekts willen ist zurecht verpönt. So. Und jetzt hänge ich. Sieben Anschlusssätze ausprobiert, keiner passt. Held steht blöd herum, Ziel B in Sichtweite. Dort wird alles wieder easy, aber wir schaffen die paar Meter nicht. Ärgernis.
Bevor ich mich zum Text zurückbegebe, um dort weiter zu hängen, noch eine kurze Bekanntgabe: Ich besitze jetzt die Vollversion von Papyrus Autor (innerer Widerstand war zwecklos) und bin sehr angetan. Allerdings vermittelt das Programm mir das gleiche Gefühl wie mein Fotoapparat: Beide können mehr als ich anzuwenden imstande bin. Ich habe ein bisschen an den Papyrus-Einstellungen herumgespielt mit dem Erfolg, dass jetzt alle Dokumente mit der Vorlage "Standard" sofort knallrosa werden, wenn ich hineinzuschreiben beginne. Sie häufen sich, die ungewollten Effekte.
Eine der Finessen meines aktuellen Plots liegt darin, dass fast jede der Figuren über eine doppelte Identität verfügt. Eine echte, eine falsche. Wobei einige erst unter falscher Identität ihr wahres Gesicht zeigen. Da niemand weiß, wer wer ist, sich aber jeder so seine Gedanken macht, habe ich die Möglichkeit für Missverständnisse von geradezu epischen Ausmaßen. Die wiederum sind aber nicht der Hauptplot, weswegen ich mich ein bisschen einbremsen muss.
Kleines Detail am Rande: In manchen Fällen weiß ich selbst noch nicht genau, wie die Identitäten zusammenzupuzzeln sind. Das ist wie Blinde Kuh spielen, aber zum Glück entwickeln die meisten der Figuren Eigendynamik und werden dann sofort von mir auf ihren wahren Charakter festgenagelt, sprich: in die dafür vorgesehene Tabelle eingetragen. Macht richtig Spaß, jedes Mal, wenn jemand Neues um die Ecke kommt, stehe ich gemeinsam mit meinem Protagonisten da und frage mich: "Wer ist denn das jetzt?" Nur, dass ich es dann irgendwann weiß, es ihm aber trotzdem nicht verrate. So sind sie, die Jugendbuchautorinnen. Ruchlos.
Heute hab ich die Demoversion von Papyrus Autor ausprobiert. War sehr amüsant und auch herausfordernd. Man muss nämlich die Eschbach'schen Autoren-Spezial-Funktionen erst mal finden - und oh, das ist nicht einfach. Aber ich war erfolgreich und im ersten Überschwang ließ ich die Stilanalyse mit allen Rohren gleichzeitig auf die zwei ausgewählten Seiten Text schießen. Kurz: Es war bunt und verwirrend. Gleichzeitig aber genial, weil praktisch jedes Wort hinterfragt wurde, jedes unter einem anderen Aspekt. Manche sogar mehrfach. Bedenklich. Nein, ganz im Ernst: Die Autoren-Features sind toll, man sollte sie nur einzeln und hintereinander anwenden.
Ein schnelles Update auch noch zum letzten Posting: Ich habe die Funktion fürs Zeichenzählen entdeckt - sie ist nicht nur vorhanden sondern kann sogar gleichzeitig den markierten und den Gesamttext zählen. Wow. Ich bin zuversichtlich, dass auch die Autokorrektur irgendwo schlummert und nur darauf wartet gefunden und wachgeküsst zu werden.
Seit ein paar Wochen schreibe ich probehalber mit der Demoversion der Schreibsoftware "Papyrus", hoch gelobt von Andreas Eschbach - demnächst soll eine eigene Version für Autoren herauskommen. Die muss ich, glaube ich, haben. Schon jetzt hat das Programm ein paar bestechende Features. Am meisten begeistern mich die virtuellen Post-its, die man entweder direkt am Dokument oder daneben auf einer Art Pinboard anbringt. Anders als echte Post-its lassen sich die von Papyrus in jedes gewünschte Format bringen, also auch: riesig. Per Copy&Paste lege ich also Zettelchen mit gerade getätigten Internet-Recherchen an und habe sie direkt neben dem Dokument auf dem Pinboard. Muss nicht ständig zwischen Dokument und Browser hin- und herklicken. Juhu. (Außerdem *räusper* kann man sie nach Lust und Laune designen, in allen Farben, mit Karos, Tupfen und Streifen. Das wollte ich nur mal gesagt haben.)
Dafür suche ich bislang noch nach einigen Basisfunktionen, die ich furchbar wichtig finde: Der Funktion fürs Zeichenzählen. Und die Autokorrektur, die mir zwei große Anfangsbuchstaben in einen großen und einen kleinen verwandelt. Hilfe! Gibt es das in der Demo-Version nicht? Oder gar nicht??? Wenn dem so ist, soll mir bitte jemand erklären, warum. Wäre wahnsinnig schade, wo doch alles andere so genial ist.
Heute gibt es ein Fleißsternchen für guten Output. Wenn ich diesen Schnitt halten könnte, wäre das toll. Ich war aber auch sehr beschwingt, weil mit ganz viel neuer Musik beschenkt. Mein persönlicher Tagesrekord, den ich vor ungefähr einem Jahr aufgestellt habe, liegt bei ca 15 Normseiten. Das war reines Nach-Schnauze-Schreiben einfachen, unkomplexen Textes. Diesmal ist es komplizierter, schon von der Form her. Ich weiß nicht, ob mich mein Gehopse zwischen Präterium und Präsens beglückt oder wahnsinnig macht. Außerdem war ich in London spazieren. Was für das Recherchieren in Foren gilt, gilt mindestens ebenso für das Recherchieren in Blogs. Einer hat es mir ganz besonders angetan; er dreht sich um nichts anderes als um das Leben in London, ist gespickt mit kleinen Beobachrungen, Fotos und sogar Filmen. Wenn man 15 Minuten zu viel Zeit hat, kann man mit einem Thames Clipper von Greenwich zur London Bridge fahren, authentische Geräuschkulisse inklusive. Ich war stattdessen in Totteridge und habe etwas unter einer Eibe versteckt, die - so heißt es - 2000 Jahre alt und somit das älteste Lebenwesen Londons ist. Was meinen Protagonisten kein Stück interessiert, aber naja. So sind sie, die Teenager.
Wenn wir als Kinder Rollenspiele gespielt haben (damals noch live im Wald und auf der Wiese, hachja), taten wir das nie unter unserem eigenen Namen. Es musste ein anderer her, der glänzender, bedeutender und vor allem dem eigenen Wunschbild angemessener war. Ich surfe gerade durch die Onlinespieler-Foren um einen Eindruck davon zu bekommen, wie das so ist mit den selbstgewählten Identitäten. Es gibt einen Haufen Nicknames in meinem Buch, und wenn ich die nur aus dem Bauch heraus vergebe, merkt man ihnen ihre gemeinsame Provenienz zu stark an. Finde ich. Dabei ist die Vielfalt so groß. Da gibt es zum Beispiel Gruppe 1 (nach Definition der Autorin ;-): die Atmosphärischen, die mit ihrem Namen möglichst organisch in die Spielwelt hineinpassen wollen und sich in den Foren voller Empörung darüber auslassen, dass andere ihnen die Illusion kaputtmachen. Diese Anderen gehören (nach meiner Klassifikation) zu Gruppe 2: den Witzbolden. Die Witzbolde wählen gerne Namen wie Kühlschrank, Mützchen, Tschuldigung oder Muahahaha. Ob sie deswegen das Spiel weniger ernst nehmen, weiß ich leider nicht. Das wäre aber ein interessantes Diplomarbeitsthema für Psychologiestudenten. Gruppe 3 sind für mich die, die gerne noch ein Stück ihrer wahren Identität mit einbringen, meistens indem sie ihr Alter, ihr Geburtsjahr oder Bruchstücke ihres echten Namens in den Nickname verwursten. Onyxia91 ist also ziemlich sicher 17 Jahre alt und Claudielfe heißt aller Wahrscheinlichkeit nach Claudia.
Soweit mein aktueller Forschungsstand. Mit den drei Namenstypen kann ich immerhin etwas anfangen (allerdings nicht ohne die Befürchtung von Gruppe 1 zu teilen, dass nämlich Gruppe 2 und 3 mir die Romanatmosphäre an manchen Stellen ruinieren werden). Die ebenfalls entdeckte Gruppe 4 - die Unaussprechlichen - werde ich außen vor lassen. Blfrthvbw und iGhTh@\/\/k dürfen nicht mitspielen.
Was macht eine Herzblutgeschichte aus? Ich grüble seit Tagen und komme nicht drauf. Bisher dachte ich, es muss Liebe auf den ersten Blick sein. Die Idee trifft dich wie ein Blitz, du verfällst ihr und krallst dich hinein, weil du musst. Schreibst sie um ihrer selbst willen, die Zielgruppe nur diffus im Hinterkopf - aber gleichzeitig voller Erwartung, deine Kopfgeburt endlich mit der Welt teilen zu können. Und dann gibt es Stoffe, die in diese Rolle erst hineinwachsen müssen. Die du nüchtern planst. Für die du dich entscheidest, weil sie auf dem Reißbrett einen guten Eindruck machen. Anfangs funktionieren sie wie Vernunftbeziehungen, aber dann macht es plopp und du bist verliebt. Manchmal, wohlgemerkt. Wieso? Ganz im Ernst, wieso? Liegt es an der Vertrautheit der Figuren? Oder an den plotimmanenten (weia, was für ein Wort) Möglichkeiten, die sich erst so spät abzeichnen? Ist es ein Selbstschutzmechanismus, weil das innerste Schreiber-Ich weiß, dass es mit lauwarmen Gefühlen keine 450 Seiten lang durchhält? Passiert es dann, wenn klar wird, dass die Geschichte besser zu einem selbst passt, als man anfangs dachte? Wenn man entdeckt, dass man doch einmal mehr über sich selbst schreibt? Oder, ganz im Gegenteil, dass man neuen Fährten folgt und vielleicht endlich diesen einen Kontinent greifbar nah hat, der bisher nie auf der Landkarte zu finden war?
Jedenfalls passiert es, und es ist toll. Schon wegen der 450 Seiten.
Jetzt bin ich schon seit über 24 Stunden zurück vom Autorentreffen, aber immer noch nicht wieder richtig angekommen. Wahrscheinlich, weil auch das "unter Schreibenden sein" eine eigene Zuhause-Qualität hat. Da ist eine zusätzliche Verständnisebene unter den Leuten, so ähnlich muss es bei Selbsthilfegruppen sein. Kurz: Es war schön, sehr sogar. Einerseits bin ich immer noch euphorisiert, andererseits fühle ich mich wie frisch vom Bus überrollt, letzteres vor allem wegen des Schlafmangels.
Heute bin ich durch die Stadt gefahren, einen Tag nach der Wahl. Immer noch ist alles mit Plakaten zugekleistert, die seltsam anachronistisch wirken und für Leute werben, die bereits zurückgetreten sind. Auf manchen der Plakate - speziell auf denen der Verlierer - klebt schon das DANKE!, das ein wenig patzig rüberkommt. "Danke für Ihr Vertrauen" heißt es auf anderen, und das kann man nur als blanken Sarkasmus verstehen. Die Sieger lassen das Ergebnis noch unkommentiert. Wahrscheinlich drucken sie neuen Kram, irgendetwas, das reisserischer ist als "danke". Das Konzept hat sich schließlich bewährt.
Armer, vernachlässigter Blog. Aber Frauchen muss arbeiten … Speziell Berichtenswertes: Zum ersten Mal habe ich ein Stück Text unfertig aus der Hand gegeben, um eine Person meines schriftstellerischen Vertrauens ein Auge darauf werfen zu lassen. Ein bisschen mulmig war mir schon. Weil, so ganz entspricht das nicht meinem Typ. Aber was soll ich sagen, es hat sich gelohnt, und wie! Ich seh mein Werk mit neuen Augen und das hilft mir nicht nur beim Überarbeiten, sondern auch beim Weiterschreiben. Und das mir, die ich doch so eine Geheimniskrämerin bin. Allerdings nicht bei diesem Buch. Da hab ich ja schon den Plot in großer Runde diskutiert und trotzdem fühlt die Geschichte sich immer noch wie meine an. Nicht zur Adoption freigegeben. Nur gemeinsam ein bisschen Gassi geführt.
PS: Falls jemand sich fragen sollte: Ich weiß auch nicht warum mein Blog manchmal Times New Roman und manchmal Georgia schreibt. Aber ich wüsste es gern. Es irritiert mich.
In meinem neuen Roman kämpfe ich mit Formalem. Das heißt, eigentlich kämpfe ich nicht, sondern habe mich auf bestimmte formale Regeln festgelegt und nur die Götter wissen, ob sie funktionieren. Ich habe (bestimmte!) Passagen im Präterium, gewisse andere im Präsens. Dazwischen gibt es Einschübe in der ersten Person, die auf den ersten Blick nichts mit der Handlung zu tun haben, deren Bedeutung sich aber (hoffentlich) am Ende erschließt. Im Optimalfall soll das alles zu guter Letzt zusammenpassen und die Geschichte runder und spannender machen. Im weniger optimalen Fall wird sie dadurch auseinandergerissen. Dummerweise werde ich das erst wissen, wenn ich fertig bin. Sol Stein, schätze ich, wäre nicht zufrieden mit mir.
Auf der Suche nach der verlorenen Zeit, titelte schon Marcel Proust, und mir geht es wie ihm. Letzte Woche habe ich gesucht und analysiert. Und siehe da, ich wurde fündig. Endlich weiß ich, wo die Zeit, die ich so dringend zum Schreiben bräuchte, versickert. Schuld sind die Ärzte.
Mit selbigen habe ich als brotberufliche Medizinjournalistin permanent zu tun – im Gegenzug besteht die primäre Aufgabe der Ärzte aber nicht darin, für Journalisten und –innen parat zu stehen. Fazit: Jede gelungene telefonische Kontaktaufnahme erfordert zwischen drei und siebzehn Anläufen.
Ich: Guten Morgen (es folgt ausführliche Vorstellung plus Nennung des Verlags und des Mediums) könnte ich bitte Prof. V sprechen?
Sekretärin: Worum geht es?
Ich: Um ein kurzes Interview zum Thema photodynamische Diagnostik beim Harnblasenkarzinom.
Sekretärin: Der Herr Professor ist noch auf Visite. Versuchen Sie es in einer halben Stunde noch einmal.
Die halbe Stunde lässt sich bestens mit weiteren Telefonaten füllen.
Ich: Hallo (Rest wie oben), könnte ich bitte Prof. W sprechen?
Sekretärin: Der Herr Professor operiert gerade.
Ich: Ah. Lässt sich ungefähr abschätzen, wie lange es dauern wird?
Sekretärin: Auf jeden Fall ist er ab halb elf kurz da, denn da hat er einen Termin bis elf. Wenn sie es fünf nach elf versuchen könnten?
Ich: Fünf nach elf. In Ordnung. Danke.
Drittes Telefonat:
Ich: (Wie oben, nur ist diesmal Prof. X Ziel meines Anrufs)
Sekretärin: Haben wir nicht gestern schon ein paar mal miteinander gesprochen?
Ich: Ja, mit Ihnen habe ich gesprochen, aber leider nicht mit Prof. X. Ist er jetzt eventuell hier?
Sekretärin: Ja, aber er telefoniert gerade. Habe ich Ihre Nummer? Ja? Wir rufen gleich zurück.
Gut, ich halte die Leitung frei. Die fünf Minuten Wartezeit (oder so) mit Schreiben zu überbrücken hat keinen Sinn. Ein kurzer Blick in das eine oder andere Forum schon.
Der Begriff „gleich“ erweist sich als enorm dehnbar. Fünfzehn Minuten später versuche ich es wieder.
Sekretärin: Tut mir leid, der Herr Professor hat jetzt eine Besprechung. Wir melden uns, sobald er wieder da ist.
Das kann alles bedeuten, von in einer halben Stunde bis nie. Wie auch immer, in zehn Minuten soll ich Dr. Y anrufen, mit dem ich für 11 Uhr ein Telefoninterview vereinbart habe. Wenn das pünktlich stattfindet, verpasse ich aber den hoffentlich wieder von der Visite zurückgekehrten Prof. V.
Die zehn Minuten lassen sich unmöglich produktiv nutzen. Dafür gehen sich vier Runden Minesweeper aus.
Dr. Y, so erklärt mir seine mitfühlende Sekretärin, hat den Interviewtermin nicht vergessen, aber er musste zu einer Not-OP und bittet um Verschiebung. Nein, nicht heute nachmittag, besser morgen. 14 Uhr, bevor er in die Ordination geht.
Ich verdränge, dass meine Deadline in drei Tagen ist und Dr. Y den Text sicher gegenlesen will und versuche erneut mein Glück mit Prof. V, der nicht mehr auf Visite ist, jetzt aber telefoniert. Und zurückrufen wird. Bestimmt.
Noch zehn Minuten bis elf, also 15 Minuten bis zum nächsten Versuch bei Prof. W. Nicht genug Zeit zum Schreiben, aber ausreichend, um mich durch meine üblichen Blogs zu lesen.
Drei nach elf läutet das Telefon. Es ist mitnichten der erwartete Prof. X, sondern Dr. Z., der mir gerne die Korrekturen für den Artikel durchgeben möchte, den ich ihm vor drei Tagen gemailt habe. Nein, er möchte die Ergänzungen nicht direkt ins Dokument schreiben, aber den geänderten Artikel möchte er schon noch einmal sehen. Als wir fertig sind, ist es zwanzig nach elf und meine bösen Ahnungen, was Prof. W angeht, bestätigen sich. Er war kurz da und ist nun wieder weg. Aber wenn ich es in zehn Minuten noch einmal versuchen möchte …
Natürlich möchte ich. Aber ich möchte auch meinen Roman schreiben. Davor muss ich aber meine Artikel schreiben und dafür bräuchte ich Prof. X, Y, und Z.
Revolutionärer Gedanke: Der zehn-Minuten-Schreibzyklus. Für mich wäre der ungemein produktivitätssteigernd.
Das Folgende hat in einem Schriftstellerblog nichts zu suchen. Ich poste es trotzdem, denn: a) Mein Humor ist seltsam b) Haben wir hier ein gutes Beispiel für Dinge, mit denen ich Zeit verschwende, die ich eigentlich gar nicht habe. Dazu schreibe ich aber ein andermal :)
Wenn man schon nicht berühmt ist, kann man wenigstens so tun als ob.
Man setzt sich selbst in die Zeitung
Plakatiert sich an belebten Kreuzungen
Oder tapeziert sich auf Hochhauswände.
Und dann ist man irgendwie froh, dass das nicht echt ist.
(Auf einige Dinge habe ich a priori verzichtet, beispielsweise, mein Konterfei über David Beckhams tätowierter Brust baumeln zu lassen.)
… daran könnte ich mich gewöhnen. Ein liniertes Ringbuch, ein Kugelschreiber, ein plätschernder Bach. Am Himmel Paragleiter, die mir dankenswerterweise nicht auf den Kopf gefallen sind. Zur Linken eine verfallene Villa, zur Rechten Bauernhäuser und frisch gemähte Felder. Da schreibt es sich wie von selbst. Sogar dann, wenn das Geschriebene in puncto Ambiente nicht gegensätzlicher sein könnte. Düster, brutal und fernab jeglicher Realität. Kopf heben – Spätsommeridylle. Kopf senken – Schlachtengetümmel.
Sollte es für mich ein Geheimrezept zum Schnellschreiben geben, lautet es so: Spätabends eines der zahllosen Notizbücher nehmen und drauf los schreiben. Schreibenschreibenschreiben. Am nächsten Tag das Notizbuch schnappen, angesichts der Qualität des Geschriebenen erblassen, sich vor den Computer setzen und alles ins Reine tippen, bei gleichzeitiger, heftiger Überarbeitung. Weiterschreiben ist plötzlich ganz einfach, weil ich sowieso schon mitten im Geschehen stecke.
Ich habe gerade sehr viel Spaß, weil es sich mit einem plotgruppenerprobten Gerüst im Rücken sehr entspannt extemporiert. Gleichzeitig entwickeln sich interessante formale Eigenheiten, von denen ich nicht sicher bin, dass sie alle Überarbeitungsschritte überleben werden. Im Moment finde ich sie aber unwiderstehlich.
Nicht schreibrelevant, völlig ohne Plotbezug und aus sehr personaler Perspektive: meine Spinne. Überhaupt habe ich Unmengen Viehzeugs fotografiert, enorme Mengen an Landschaft und alles, was nicht bei drei auf dem Baum war. Heute wird wieder geschrieben, es regnet nämlich.
Superschlechtes Wetter hier, das tut dem Roman gut. Drei Seiten gestern, drei Seiten heute – vielleicht werden es sogar noch vier. Es flutscht. Es macht Spaß. Einiges liest sich so, wie ich gehofft habe und Nick entwickelt sich zu einem kooperativen Protagonisten. Erstmals habe ich das Gefühl, ich muss mich beim Schreiben nicht in meinen Mitteln einschränken; soll heißen: mir bei dieser oder jener Formulierung überlegen, ob sie altersgemäß ist. Erstaunlich, wie viel Arbeit dadurch wegfällt.
Vorgestern war das Wetter noch prächtig und ideal für Naturbeobachtungen. Ich habe Ziegen gefüttert, ein Reh gestreichelt und Spinnen fotografiert. Letzteres trotz leichter Arachnophobie, aber es waren echte Prachtexemplare. Hätten sie sich in dieser Menge mit mir gemeinsam in einem geschlossenen Raum befunden, wäre die Sache eine andere (eine ganz andere) gewesen, aber so … Ich überlege schon die ganze Zeit, ob ich nicht eine von ihnen hier präsentieren soll. Ich glaube, ich tu’s. Außer, jemand erhebt Einspruch und kann ein beglaubigtes Attest vorlegen, dem zufolge Kreuzspinnen in Nahaufnahme ihn traumatisieren.
Aktuell lese ich deutlich mehr als ich schreibe. Gerade beendet: Ein Thriller (ich muss mich ein bisschen „einthrillern“), der offenbar sehr erfolgreich war. Der amerikanische Autor befolgt artig die Regel, nach der man seinen Protagonisten in die auswegloseste aller denkbaren Situationen bringen soll, um möglichst viel Spannung zu erzeugen. Leider ist die Geschichte derartig konstruiert, dass man sie keine Sekunde lang für bare Münze nimmt. Nichts geht unter die Haut. Oberflächenspannung, irgendwie.
Gerade begonnen und schon fast wieder durch: „Drachenläufer“ von Khaled Hosseini. Ein Jackpot, ein Traumbuch, ein Schuss mitten ins Herz. Eines der Bücher, von denen ich viel gehört hatte und immer dachte – uff, Afghanistan, Flüchtlingsgeschichte, da muss ich aber in der richtigen Stimmung sein. Von wegen. Das Buch ist federleicht geschrieben und geht trotzdem durch und durch. Unbedingt lesen, meine Lieben!
Jetzt hab ich also Urlaub. Als Freiberufler verordnet man sich den ja selbst und kann dabei theoretisch großzügig sein. Wenn man vorher alle Deadlines brav eingehalten hat. Habe ich, einigermaßen. Und nun urlaube ich so halbherzig vor mich hin, immer mit der Überlegung im Kopf, ob ich nicht noch das eine oder andere tun sollte, um mir den September zu erleichtern. Abschalten ist schwierig. An der Bücherfront stehen strategische Entscheidungen an. Netterweise hat meine Agentur sie für mich getroffen - beziehungsweise mir deutliche Empfehlungen gegeben. An denen ich das vergangene Wochenende erst geknabbert, dann gekaut habe und nun bin ich ziemlich sicher, dass sie richtig sind. Da ist jetzt einige Vorbereitung nötig. Auch hier: Abschalten sehr schwierig. Zu guter Letzt musste das Notebook natürlich mit. Schon für den Fall unvorhergesehener Katastrophen in einer der zahlreichen beruflichen Ecken. Für freundschaftliche Mails sowieso. Aber nach dem schnellen Checken des Posteingangs könnte man doch noch die eine oder andere Seite besuchen ... nur so. Falls sich Spannendes tut (was der Fall ist). Und einen schnellen Blogeintrag schreiben. Und ... Also, ich schalte dann mal ab. Für heute. Inkonsequenterweise bin ich morgen vermutlich wieder online. Irgendwann. Ganz kurz. Um meine Mails zu checken.
Kurzes Auftauchen aus den unendlichen Tiefen meiner Steuererklärung (ich glaube ja, die Hölle ist ein ewiges Sortieren von Belegen). Beim Durchwühlen dieser Unmengen von Papier bin ich gerade auf ein paar Notizen zu einem der Romane gestoßen, die ich vor Monaten verzweifelt gesucht hatte. Leider typisch. Ich plotte am Computer, in Notizbüchern, in karierten Blocks, auf losen Zetteln. Alle diese Datenträger gibt es in mehrfacher Ausführung (den Computer ausgenommen) und ich merke mir nie, was ich wo aufgeschrieben habe. Das, was ich gerade suche, ist jedenfalls immer verschwunden. Aber während ich suche, finde ich meistens etwas anderes, das ich wenige Tage vorher gesucht (und nicht gefunden) habe. Manchmal kann ich es sogar noch brauchen. Vielleicht finde ich deshalb Geschichten, in denen gesucht wird, so anziehend. Sie sind aus meinem Leben gegriffen.
Wäre ich Einwohnerin von Springfield, würde ich so aussehen - der Ansicht ist jedenfalls mein Sohn, der Simpsons-Hardcorefan. Ich habe beschlossen, keine Meinung dazu zu haben, besonders nicht zu seiner Schuhauswahl.
Heute habe ich mir den gesamten bisher vorhandenen Teil II meines Lieblingsprojekts durchgelesen und mit einem Mal war mir klar, warum ich aktuell viel lieber "ums Buch herum" als "das Buch an sich" schreibe: Mir fehlt eine ganz entscheidende Hintergrundinformation. Im wahrsten Sinn des Wortes, denn es handelt sich um etwas, das sich nur im Hintergrund abspielt, dessen Auswirkungen aber Riesenbrocken der Handlung ausmachen. Interessant, wie beharrlich man auf der Leitung sitzen kann. Ich schraube mir jetzt also das Brett vom (gelben) Kopf und schreibe den Plot hinter dem Plot (heftig hoffend, dass sich dahinter nicht noch ein Plot verbirgt ... und noch einer ... und - hach ja).
Schreiben macht wieder Spaß, aber ich spüre noch den Rost in allen Gelenken. Jede Formulierung braucht drei Anläufe, bis sie sitzt. Gefühlsmäßig müsste ich erst ein paar Tage um das Buch „herumschreiben“, bevor ich mich auf den wirklichen Text stürze, und ich schiele neugierig zu Ruths Blog und überlege, ob ich nicht die eine oder andere Idee klauen soll …
Meine Protagonistin quält sich gerade durch ein, hm, sagen wir ein Sachbuch. Ich hätte große Lust, das zu schreiben. Aber dann hält die Welt mich endgültig für verrückt.
Da gibt es eine Szene, die will ich schon seit Wochen schreiben. In meinem Kopf ist sie luftig leicht und vor allem rasend komisch. Auf dem Papier ist sie Blei. Okay, denke ich, das Timing stimmt nicht. Man kapiert zu früh oder zu spät oder gar nicht, wovon die Rede ist und was sich hinter dem Dialog eigentlich abspielt. Löschen, neu schreiben. Das Blei verschwindet und weicht einer Konsistenz, die sich nicht zwischen Kaugummi und Zuckerwatte entscheiden kann. Löschen, neu schreiben. Was an Humor spurenelementeartig noch vorhanden war, nimmt Reißaus. Warum eigentlich wollte ich diese Sequenz unbedingt schreiben? Löschen, mit dem Kopf gegen die Wand laufen, Augen schließen. Das Szenario nochmal innerlich aufrufen. Aha, jetzt ist es wieder witzig. Alle Figuren tun, was sie sollen, solange ich sie nicht mit meiner Schreiberei dabei störe. Zu dumm, dass ich kein Tonband mitlaufen lassen kann.
Zwei Stunden angestrengten Nachdenkens später: Erkenntnis. Ich kenne eine der Figuren nicht gut genug, was kein Wunder ist, es ist ihr erster Auftritt. Bei dem ich sie sofort aus ihrer gewohnten Umgebung reiße und in eine höchst präkäre Situation bringe. Nun habe ich mich ein wenig mit ihr unterhalten und siehe da – sie hat schon ein paar sehr originelle Dinge gesagt :-)
Ich würde die letzten 10 Tage gern umtauschen, weiß aber nicht, wo man die zuständigen Leute erreicht. Im Ministerium für „kumulierendes Unheil“ wahrscheinlich.
Meinen Stress teile ich aktuell in drei Kategorien: Bad News – Arbeit – selbstgestrickter Wahnsinn. Wenigstens letzterer lässt sich durch tiefes Durchatmen und friedliche Bilder wie das linkerhand in den Griff kriegen. Ommmmm.
Dafür meldet sich mein Schreibreflex mit großer Heftigkeit, allerdings lässt er sich nicht steuern, sondern beharrt auf immer der gleichen Geschichte. Diese, sagt er, oder ich lege mich wieder schlafen.
Was bloggt eine Autorin, die vor lauter Arbeit nicht zum Schreiben kommt? Ganz recht, nichts. Schon allein, weil sie weiß, dass auf Dauer niemand dieses Ich-bin-so-im-Stress-Gejammere lesen will. Ich kam also wieder mal nicht zum Schreiben, letzte Woche. Dafür kam ich in ein Unwetter, das Roland Emmerichs würdig gewesen wäre. Ich stand mit dem Auto im Hagel und überlegte mir passende Attribute für die niederprasselnden Eistrümmer. Wachteleigroß? Barbiepuppenkopfgroß? Groß und rund wie Riesenlutschbonbons? Mehr kam leider nicht raus, weil die Angst, dass eines dieser Geschosse mir die Windschutzscheibe einschlagen würde, meine Formulierwut recht bald eindämmte.
Seit heute sind offiziell große Ferien – 9 Wochen schulfrei – und irritierenderweise überträgt sich das Feriengefühl auch auf mich. Das müssen jahrzehntelang eingebrannte Reflexe aus Schul- und Studienzeit sein. Deshalb werfe ich jetzt die Restvernunft über Bord und widme mich den schönen Dingen des Lebens. Und der dritten Tasse Kaffee des Tages.
Ich vermelde: 6500 Zeichen gestern, die zwar nicht gut sind, aber unbestritten vorhanden. Die Maschine läuft noch, hurra. Und Überarbeiten ist ohnehin eine Art Hobby von mir. Am meisten begeistert mich, wie schnell ich wieder mitten in der Geschichte stecke, was den Verdacht in mir nährt, dass ich sie gar nie richtig beiseite lege. Weil alles eine Schattenseite haben muss, schwindet mit der Schreibfreude die letzte vorsommerliche Motivation, mich dem geballten Berufsstreß auszusetzen, was aber nicht das Geringste an meinen Deadlines ändert. Lotto? Banküberfall? Andere Ideen? Reich heiraten? Was mich an einen bösartigen Scherz aus meiner Studentenzeit erinnert, demzufolge die Idealmaße eines Ehemannes 50 - 95 - 40 lauten. (50 Millionen am Konto, 95 Jahre alt und 40 Grad Fieber)
Mit dieser Geschmacklosigkeit ziehe ich mich zurück und gehe mir ansehen, wie Portugal Deutschland aus dem Turnier wirft.
12 Stunden später, Edit und Erratum: Komplette Fehleinschätzung meinerseits. Wie gut, dass ich nie wette.
Ich habe beschlossen, meinen kalten Schreibentzug heute einfach zu beenden, komme was wolle. Ewig nur brotjobben schlägt sich mir nun langsam auf’s Gemüt und ich merke, wie ich auf meine Umwelt patzig zu reagieren beginne. Auch auf meine berufliche Umwelt, und das ist gar nicht gut.
Allein – der Wiedereinstieg ist nicht leicht. Weil sich auch hier die Projekte stapeln: Zwei Kinderbuchideen, die ausgearbeitet werden sollen, weil die geduldigste aller Lektorinnen zumindest eines davon gerne hätte. Irgendwann. Vielleicht dieses Jahr noch. Bitte. Dann ist da Jugendbuchprojekt A mit der vielversprechenden Idee, das einen festen Platz in einem meiner Hirn-Hinterstübchen bezogen hat, wo es vor sich hingärt. Und Jugendbuchprojekt B, das Heißgeliebte, Teil 2. An dem weiterzuschreiben mir so unglaublich blöd vorkommt, so lange nicht klar ist, ob Teil 1 einen Abnehmer findet.
Die geneigte Leserschaft darf Wetten abschließen, was ich jetzt gleich tun werde. Genau. B. Und zwar eine Szene aus dem ersten Drittel, die zwar noch nicht dran ist, aber wen kümmert das? Mit einer neuen Figur, die wie ein mittelalterlicher englischer Ofen heißt.
Beruflich verschlug es mich heute ins Wiener Parlament. Dort gibt es Security-Checks, aber die sind nichts, NICHTS, gegen die der Wiener Fanzone.Irgendjemand, ich glaube es war meine italophile Mutter, stieß während der EM-Vorbereitungsphase relativ zusammenhangslos auf das Wort Fanzone und staunte, dass es ihr nicht bekannt war. Klang es doch so italienisch. Vielleicht ein Eigenname? Sollte ich jemals ein Buch schreiben, das in Italien spielt, so wird Giuseppe Fanzone eine Schlüsselrolle einnehmen, lautet mein Vorsatz.
Die echte Fanzone erweist sich als mühsam, denn man kann sie nicht einfach überqueren, wenn man von einer Seite des Rings auf die andere will. Nein, man muss schleusen. Bei meinen letzten drei Flügen bin ich nicht so akribisch kontrolliert worden wie an der Schleuse der Fanzone, vormittags um halb elf. Glücklicherweise führte ich weder Nagelfeilen noch Regenschirme noch Spraydosen unbekannten Inhalts mit mir und durfte passieren um den ausgestorbenen Ring in Richtung Parlament zu überqueren und wieder auszuschleusen. Mysteriös auch, dass das gesamte Security-Personal aus deutschen Staatsbürgern mit sächsischer Sprachfärbung zu bestehen scheint – zu gerne würde ich den dahintersteckenden Masterplan durchschauen. Nach meinem Termin mied ich die Fanzone und besuchte Meinl’s Kaffeewelt im Maria Theresien-Park.
Dort, wo auf dem Bild viel Platz ist, steht jetzt ein Riesen-Aufbau, wo man Maria Theresia beinahe auf gleicher Ebene ins Auge sehen und überteuerten Kaffee trinken kann. Wenn man sich vorher bei dem netten sächselnden Herrn einschleust. Beides tat ich und betrachte damit meine Pflichten als Bürgerin einer EM-ausrichtenden Stadt für erledigt. Olé-olé-olé.
Gerade geht hier rein wettertechnisch die Welt unter, doch wenigstens arbeitstechnisch beginne ich Land zu sehen. Wage aber nicht, mich zu früh zu freuen, denn immer wieder haben sich diese vermeintlichen Küstenlinien im Nachhinein als Treibholz auf hoher See erwiesen. Trotzdem werde ich dem Titel meines Blogs gerade gar nicht gerecht. Ich komme nicht zum Schreiben, zu "und so weiter" schon gar nicht. Ein Lottogewinn wäre echt von Nutzen.
Warum der Mai allgemein den Ruf eines Wonnemonats genießt, werde ich nie verstehen. Der Mai ist der Knochenmühlenmonat, der Burnout-Monat, der Ich-grab-mir-ein-Loch-und-spring-hinein-Monat.
Aktuell arbeite ich ungelogen an fünf Heften gleichzeitig. In der Zeit, in der ich eine Sache erledige, kommen drei neue nach. Und niemand will wirklich wissen, in welchem Ausmaß die zwei Tage, die ich zu Wochenanfang in Oberösterreich lesen war, die Lage verschärft haben.
Meine gesammelten Romanprojekte kreisen derweil in einer imaginären Warteschleife. Gelegentlich schiele ich sehnsüchtig in ihre Richtung, um mich dann sofort wieder auf Sklerodermie, photodynamische Blasenkarzinomdiagnostik und Osteosarkomtherapie zu stürzen. So macht das keinen Spaß und ich will sofort Urlaub.
Ich hinke hinterher, mit allem, und erst recht mit diesem Blog. Also ein kurzer Wochenrückblick. Angstgegner Nummer 1 war Anfang der Woche ein Krimiworkshop, den ich Montag und Dienstag vor je einer 27köpfigen Klasse gehalten habe. Persönliche Premiere.Sie sind 11, die Kinderlein, hieß es, als ich wenige Tage zuvor nachfragte. Wahnsinn, dachte ich Montag morgen, wie groß und entwickelt 11jährige heutzutage aussehen.Vor allem, wenn sie schon 13 sind, wie sich kurz darauf herausstellte. 13 und in der Blüte ihrer Pubertät.Dementsprechend plotteten wir keinen harmlosen Hundeentführungs- oder Erpressungskrimi, sondern es wurde heftig und blutrünstig und absolut nicht jugendfrei. Besonders der Montagskrimi hatte es in sich, er war spannend und schlüssig und witzig obendrein.
All das fand in einer der großen Wiener Buchhandlungen statt und so folgte dem Work fast zwangsläufig das Shopping. Aua aua aua. Ansonsten habe ich geschrieben wie wild, allerdings keine einzige Buchzeile, sondern nur Journalistisches. Und noch ist kein Ende in Sicht, aber was hilft es? Irgendwann muss ich mir das Haus mit Bibliothek leisten können, sonst muss ich aufhören, mir Bücher zu kaufen. Undenkbar.
Am Freitag lag das Herbstprogramm des Residenzverlags in der Post. Ich hab diesmal kein "eigenes" Buch drin, aber eine Kurzgeschichte in einer Anthologie, für dich ich schamlos Werbung machen werde, denn ein Teil des Erlöses geht an eine sehr tolle Einrichtung, und zwar diese hier Ich habe Ute Bock immer schon bewundert und mich entsprechend gefreut, als mich der Verein vor eineinhalb Jahren um eine Geschichte rund ums Fremdsein bat. Es hätten schon ein paar Kinderbuchautoren zugesagt, hieß es. Ich tat das Gleiche und schrieb eine Geschichte über Drachen (ich kann eben nicht aus meiner Haut). Vorgestern also schlug ich den Katalog auf, suchte nach dem Buch und fand - einen Ausschnitt aus dem Who is Who deutschsprachiger Autoren. Peter Turrini, Friederike Mayröcker, Franzobel, Janosch, Barbara Frischmuth, Kirsten Boie, Alfred Komarek und so weiter und so fort. Irgendwo dazwischen ich, und mir ist ein bisschen unbehaglich. Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich mich um einen , äh, wie soll ich sagen, einen "ehrwürdigen" Text bemüht und meine Drachenkinder, die internationale Rauchzeichenflüche erfinden, noch einmal überdacht. Wer weiß, wie Barbara Frischmuth das findet ...
Der Brotjob bläst mich aktuell gerade um, was natürlich meine Schuld ist. Ich könnte die Arbeit ja gleichmäßig auf windstille und stürmische Phasen verteilen, aber nein. Das hab ich jetzt davon. Die letzte Woche war aber auch in schriftstellerischer Hinsicht eine sehr spannende. Während ich meine Plots normalerweise beglucke wie die Henne das Ei, hab ich diesmal einen hergezeigt, in relativ unreifem Zustand. Und, oh Wunder, es war toll. Jetzt weiß ich, dass die Geschichte funktioniert. Ich weiß auch, wo noch Kanten abgeschliffen werden müssen. Und ich habe eine tragende Figur dazugewonnen, die sich zur Seele des Plots entwickeln könnte. Ich habe einen minutiösen Handlungsablauf, sogar mit Datum. Jetzt muss ich das Buch nur noch schreiben (aber nicht mehr heute).
Heute habe ich begonnen Tom Shippey's "Der Weg nach Mittelerde" zu lesen, und bin dem Buch schon nach zehn Seiten rettungslos verfallen. Obwohl Mittelerde höchstens zwei Mal am Rand erwähnt wurde. Statt dessen ging es um Philologie und ich weiß jetzt, dass sowohl das englische Wort "daughter" als auch das deutsche Wort "Tochter" von "dudh" abstammt, was in Sanskrit "Milch" bedeutet. "Duhitar" bedeutete "kleine Melkerin". Die Arbeit des Melkens wurde offenbar so selbstverständlich den Töchtern übertragen, dass irgendwann die Tätigkeitsbeschreibung und der Verwandschaftsbegriff verschmolzen. Ich könnte mich stundenlang in solchen Abhandlungen suhlen und hoffe noch auf eine Menge davon, bevor Mr. Shippey endgültig den Weg nach Mittelerde einschlägt.
Ich habe heute meinen Vertrag mit der AVA international unterzeichnet und bin somit offiziell Autorin-mit-Agentur. Seit Stunden stehe ich vor dem Spiegel und übe mit arroganter Miene den Satz: "Besprechen Sie das doch bitte mit meinem Agenten."
Für alle, die gewartet haben: JETZT ist der Zeitpunkt für Champagner gekommen. Plopp.
Was ich gerade lerne: Wie man eine Geschichte eintopft, marmeladeglasmäßig. Wie man die einzelnen Gläser etikettiert und ordentlich ins Regal schlichtet. Das macht Spaß - vor allem das Kosten. Denn nicht alles, was rot ist, muss auch Erdbeere sein. Möglicherweise ist es Weichsel oder gar Preiselbeere. Und nein, ich habe keine bewußtseinsverändernden Pilze im Keller. Ich plotte nur und bin gerade ungezügelt assoziativ, sorry.
Was ich entdeckt habe: Das beste aller Internet-Radios. Man gibt einen Interpreten ein und LastFM spielt alles mögliche Zeug, das in die gleiche Kategorie passt. Seit gestern lege ich die Kopfhörer nur noch in Notfällen ab und fasse nicht, wie viel gute Musik mir bislang entgangen ist.
Meine Idee erweist sich als unfolgsam, chaotisch und schwer zu bändigen. Warum? Ich kann es nicht sagen. Eigentlich müsste sie sich ohne Mätzchen in ein chronologisches Korsett schnüren lassen, trotzdem sitze ich mit jedem einzelnen Puzzleteil stundenlang da, drehe ihn in alle Richtungen und lege ihn seufzend wieder beiseite, nicht wissend, wohin damit.
Ha. Theatralische Übertreibung.
Aber trotzdem: Ich wusste nicht wie schwierig es ist, einen verhältnismäßig komplexen Plot minutiös vorab zu planen. Ich dachte immer, ich wäre eine Plotterin, aber offenbar habe ich mich bloß von Fixpunkt zu Fixpunkt gehangelt und den Rest dem momentanen Esprit überlassen.
Heute ist Welttag des Buches. Normalerweise haben vor allem gefährdete Arten oder sonstige vom Aussterben bedrohte Spezies einen Welttag, an dem man ihrer gedenkt. Dem Buch aber geht es gut, erfreulicherweise. So ein Welttag hat trotzdem etwas für sich; er verschafft Initiativen wie dieser hier Presse und Aufmerksamkeit.
Mein aktuell zu schreibender Roman stellt mich vor interessante Herausforderungen. Ich brauche für eine Reihe von Szenen eine dichte, geradezu magnetische Atmosphäre, die meinen Protagonisten glaubwürdig in ihren Bann ziehen soll (ebenso den Leser, was es nicht einfacher macht). Das darf ich aber nur über zwei Sinneswahrnehmungen vermitteln: Sehen und Hören. Keine Gerüche, kein Geschmack, keine direkten körperlichen Wahrnehmungen. Wenn es brennt, kann ich das weder an Hitze noch Brandgeruch fest machen. Und noch eine interessante Hürde: Auf dieser speziellen Handlungsebene kann mein Protagonist zwar mit anderen interagieren, doch Faktoren wie Stimme, Mimik und Gestik fallen weg. Was bleibt, sind kahle Worte und … eine sehr eingeschränkte Menge von stilistischen Mitteln. Ich würde mich sofort lauthals über diese unzumutbaren Arbeitsbedingungen beschweren, hätte ich sie mir nicht selbst ausgesucht.
Was für ein Glück, dass ich Bücher schreibe. Sonst hätte deklarierter Mist, wie zum Beispiel eine Nebenhöhlenentzündung, überhaupt keinen Sinn. So aber kann ich mich mit meinem Notebook im Bett vergraben und nach dem richtigen Adjektiv für meine Kopfschmerzen suchen. Bohrend ist wahnsinnig abgedroschen und trifft darüberhinaus nicht den Kern. Dröhnend impliziert Geräuschentwicklung, die nicht vorhanden ist. Pochend hat einiges für sich, aber zu guter Letzt habe ich mich für saugend entschieden. Die nächste meiner Figuren, die erkrankt, kann sich auf etwas gefasst machen. Deshalb – nichts geht über das Schreiben. Wäre ich, sagen wir, Komponistin, ich hätte keine Chance, meinen Brummschädel künstlerisch umzusetzen. Obwohl: Die Sinusitis-Symphonie (instrumentiert ausschließich mit Blechbläsern) hätte viel für sich. Mir die Interpretationsmöglichkeiten in der bildenden Kunst vorzustellen, verkneife ich mir an dieser Stelle.
Was ich eben beinahe geschrieben hätte: Er startete den Computer und holte sich, während das Gerät hochfuhr, eine Wolldecke von der Couch, die er sich um die Schultern legte. Dass ich darüber seit einer Viertelstunde kichere, sagt alles über meinen aktuellen Geisteszustand aus. Ich sollte mir Baldriantee kaufen.
… aber Prosecco darf es heute schon sein! Gestern war der 4.4., in unterrichteten Kreisen auch Tag X oder "der Tag des großen Gesprächs" genannt, und es lief genau, wie es sollte. Nein, besser. Jetzt sind möglicherweise die Weichen für ein flotteres Fahrtempo gestellt, juhu! Genaueres verrät die Autorin aus Gründen akuten Aberglaubens erst, wenn alles in trockenen Tüchern ist. Aber ab sofort macht Warten viel mehr Spaß.
Die Zeit ist ein gar sonderbar Ding. Und ich stehe mit ihr auf Kriegsfuß. Vor einem Monat schielte ich noch sehnsüchtig dem April entgegen, jetzt ist er da und ich bin gnadenlos im Rückstand mit meiner persönlichen To-Do-Liste (von Mailschulden ganz zu schweigen). Die neue Geschichte zickt herum und bricht immer wieder einmal zur Seite aus. Die richtigen Worte stellen sich erst nach mehrmaligem Kopf-gegen-Tischplatte-Schlagen ein. Insgesamt lässt die Arbeitsmoral meiner Muse zu wünschen übrig. Guter Dinge bin ich trotzdem. Kann natürlich sein, dass es sich dabei um die Art prä-hysterisches Hochgefühl handelt, das normalerweise in Sinnkrisen mündet. Zum Glück fehlt mir gerade die Zeit für Sinnkrisen.
Leider fehlt mir auch die Zeit, gute Bücher zu lesen. Ich habe mir in den letzten Wochen einen Berg Jugendthriller einverleibt und nun ist mir ein wenig übel, wie von zuviel Apfeltorte. Es ist nämlich alles irgendwie Apfeltorte, soll heißen, die Lektüre war nicht sehr abwechslungsreich. Möglicherweise ist das auch der Grund für den Musenstreik. Zufall oder nicht, durch alle diese Bücher zieht sich ein Einheitston. Was eigentlich nicht sein kann, denn die Autoren sind teils männlich, teils weiblich, teils aus Deutschland, teils aus Amerika. Aber das Apfeltortenrezept scheint international zu sein.
Ich finde Anfangen schwierig. Die Geschichte ist wie ein neues Auto, das noch fremd riecht und sich eigenartig fährt. Schalter und Knöpfe sind nicht an den gewohnten Stellen und es gibt Lämpchen, von denen man nicht weiß, wofür sie gut sind. So geht es mir gerade. Ich bin die ersten Kilometer gefahren, kämpfe noch mit der Schaltung, aber die Dinge kommen in Gang. Vor allem, weil ich mich endlich der Stelle nähere, an der es losgeht. Bergab, sozusagen, mit Rückenwind. Den werde ich auch brauchen, weil ich in nicht einmal einer Woche eine vorzeigbare Leseprobe haben muss. Und ein E… - ihr wisst schon. Ein Ex. Po. Sé. Das ist in Arbeit und es wird kurz werden. Noch kürzer. Klappentextkurz.
Also erstens ist heute Ostersonntag und ich wünsche wahlweise frohe, besinnliche oder feuchtfröhliche Ostern, ganz nach Geschmack. Liebe Leute, dies sind die frühesten Ostern, die ihr je erleben werdet. So früh im Jahr wird das Fest erst wieder 2285 stattfinden und bei allem Optimismus bezweifle ich, dass ich dabei sein werde. Oder ihr. Aber lasst euch davon nicht deprimieren.
Zweitens feiert mein Blog heute seinen ersten Geburtstag. So lange habe ich noch nie durchgehalten. Für sein zweites Lebensjahr wünsche ich ihm eine Hompage, über die er verlinkt werden kann und einen Haufen großartiger Neuigkeiten, um sie ins www zu posaunen.
(Und ja, ich weiß, das ist ein Wasserball. Aber er ist das beste ostereiähnliche Geburtstagsdingens, das ich finden konnte.)
(Ha, gibt's die schon? Sonst reserviere ich den Titel glatt für den historischen Roman, den ich vermutlich nie schreiben werde :-))
Eine gute Freundin, die an der Quelle sitzt, hat mich mit einem Riesenberg Jugendbüchern eingedeckt, die allesamt thrillerig-mysteriös sein sollen. Zwei der Werke habe ich mir seit gestern einverleibt. Vor allem das zweite war sehr aufschlussreich, es funktioniert nämlich allein unter der Prämisse, dass alle handelnden Personen sich absolut bescheuert verhalten - das ist durchaus eine Gefahr, die mein Plot auch in sich birgt. Wenn ich nicht aufpasse.
Aber ach, nicht nur das. Ich breche mit diesem Buch einen Eid, den ich mir dereinst in Wolfenbüttel schwor: Dass ich nie, nie, nie etwas schreiben werde, das im Geringsten mit Technik zu tun hat. Doch in diesem besonderen Fall lässt es nicht ganz umgehen. Immerhin muss ich kein Raumschiff reparieren.
Dafür hat mein Londoner Protagonist einen der besten Namen, die ich je für einen Protagonisten gefunden habe: Er heißt Nick. Warum ich das so großartig finde, kann ich leider noch nicht verraten.
Der Salzburger Schnürlregen ist sprichwörtlich und - als hätte ich eine Schwäche für Klischees – stellt er sich mindestens einmal ein, sobald ich hier urlaube. Wenn er nicht allzu hartnäckig ist, mag ich ihn. Schreibwetter. Der Blick aus dem Fenster ist eine Studie in grau; wenn mir langweilig werden sollte, kann ich versuchen, jedem einzelnen Grauton einen Namen zu geben (allerdings muss mir da sehr langweilig sein). Und heute nachmittag werde ich überprüfen, wie es denn mit dem niederbayerischen Regen steht.
Erst dachte ich, ma fee macht ihrem Namen alle Ehre, denn morgens um halb sieben, im Süden Wiens, erwachte ich mit Halzschmerzen. Das ist sehr, sehr toll, wenn man am gleichen Tag eine Lesung hat.
Doch dank einer Überdosis neo-angin und einem perfekt eingestellten Mikro wurde es die reine Freude. Kein einziger Pechfee-bedingter Lapsus. Nicht einmal die Technik brach mir das Genick, obwohl ich doch noch nie gleichzeitig gelesen und Power-Points per Fernbedienung gesteuert habe (fürs nächste Mal, als hohe Schule quasi, werde ich auch noch den Laserpointer zum Einsatz zu bringen, hähä).
Und voilà, auf mehrfachen Wunsch eines einzelnen Herrn, hier einige atmosphärische Impressionen aus dem Palais Auersperg:
Mein neues Projekt beginnt mir ans Herz zu wachsen, ich habe aufgehört zu fremdeln und mich hinter den Röcken meiner alten Lieblingsgeschichte zu verstecken. Blöd nur, dass mir noch einige essenzielle Eckdaten fehlen, die ich meinem alten Feind, dem Exposé, ins Gesicht spucken kann. Das Ende zum Beispiel. Ich schwanke zwischen einer "Flossen hoch"-Cowboyversion und einer Mischung von "Dog Day Afternoon" und "Denn sie wissen nicht was sie tun" (ohne Autos).
Die Lieblingsgeschichte ist übrigens nicht tot, sie dämmert nur dornröschengleich vor sich hin. Weil mein Hirn den Spagat zwischen Quasi-Mittelerde und dem Cyberspace nicht schafft.
Derzeit geht es gerade heftig zu im Medizinischen. Der nächste Streich ist ein urologisches Fachmagazin, das ich praktisch im Alleingang zusammenbastle. Soll heißen, ich suche nach interessanten Themen, bitte einige Experten händeringend um die entsprechenden Beiträge und fabriziere dann (gemeinsam mit P., dem Grafikgenie) ein Heft. Das Spaßige bei dieser speziellen Publikation ist immer die Suche nach einem Titelbild. Die naheliegenden Dinge sind in erkranktem Zustand höchst unerfreulich anzusehen und das Team ist entschieden gegen Unerfreuliches. Die weniger naheliegenden Dinge wiederum liegen innen und sind schwer zu fotografieren. Meine Chefredakteurin und ich gingen also im Zuge des telefonischen Brainstormings die Fachartikel durch und stießen auf – Enuresis. Die rettende Idee: Ein schlafendes Kind.
Um es kurz zu machen: Die bewährten Datenbanken spuckten kein passendes Bild aus. Mist, dachte ich im ersten Moment, bis mir einfiel, dass ich eigentlich alles habe, was nötig ist. Ein Bett. Eine Kamera. Und ein Kind. „Schatz“, sprach also die Mutter voller Hinterlist. „Was hältst du von einem Deal? Ich lasse dich auf meinem Computer Monopoly Deluxe spielen und du lässt dich von mir für die Zeitung fotografieren.“ Wider Erwarten war das Kind Feuer und Flamme. In die Zeitung! Auf’s Titelbild! Das kann man ja dann in der Schule herzeigen! Ein leichter Anflug schlechten Gewissens bei der Mutter. „Äh, ja … in dem Artikel geht es aber um Enuresis, das ist eine Krankheit, bei der die Kinder sehr lange ins Bett machen.“ „Na und?“, sprach der Sohn und schritt strahlend von dannen, um seinen Pyjama anzuziehen, ohne die geringste Sorge, als Bettnässer in die Annalen der Schule einzugehen.
Schriftstellerisch bastle ich ebenfalls, und zwar am Plot des neuen Projekts. Ich habe ihm einen altgriechischen Arbeitstitel verpasst, den ich mir nicht merken kann. Sollte in einem der nächsten Medizinjournale Demenz ein Thema sein, knipse ich mich selbst fürs Cover.
Heute fragte Ruth im Forum nach Werkstattberichten; so etwas interessiert mich auch immer. Es zeigte sich aber, dass eine genaue Beschreibung des eigenen Tuns gar nicht einfach ist. Die Antworten im Thread bewiesen das ziemlich deutlich. Erst die Idee, dann die Recherche, dann die Personen, scheint eine verbreitete Vorgehensweise zu sein. Ins Detail ging niemand so recht.
Also ging ich, und zwar in mich, und kam zu dem Schluss, dass ich auch nicht erklären könnte, was ich tue. Ich habe eine Idee, über der ich raubvogelartig kreise, die ganze Zeit. Manchmal huscht tief unter mir etwas aus dem Gebüsch und wenn ich Glück habe, kriege ich es zwischen die Krallen. Das kann alles sein – das Detail einer Figur, eine (in meinen Augen) geniale Wendung, ein bemerkenswerter Satz. Eine Szene, ein Dialog. Irgendetwas. Manchmal auch nur ein Stück Müll, das von oben wie Beute aussah. Oder ein alter Kadaver, zu nichts mehr zu gebrauchen, weil schon von unzähligen anderen zerfleddert.
Wie man sieht, werde ich nie einen Schreibratgeber verfassen. Die Methode „Kreisen Sie wie ein hungriger Habicht über Ihrer Idee“ ist, fürchte ich, nicht nachvollziehbar genug. Schade.
Ich sitze gerade an einer neuen Idee, die in den nächsten Wochen zumindest Exposé- und Leseprobenumfang anehmen soll. Und irgendein Teil von mir hat beschlossen, dass der Roman in Londons Außenbezirken spielen soll.
In Wahrheit ist das höchst unpraktisch. Ich kenne London zwar, aber bei weitem nicht gut genug. Vor allem nicht die Ecken, auf die es mir ankäme. Ich müsste mich mit dem Schulsystem vertraut machen, mit „normalen“ Tagesabläufen der Londoner Jugendlichen. Ich habe eine Wohnsiedlung im Kopf, von der ich nicht einmal weiß in welchem Stadtteil sie so oder ähnlich existieren könnte. Ich habe keine Ahnung, welcher Schultyp die sozialen Strukturen aufweist, die ich für die Geschichte brauche.
Nicht, dass sich all das nicht herausfinden ließe. Aber eigentlich ist es nicht nötig. Die Geschichte würde in Hamburg, Sydney oder Kapstadt ebensogut funktionieren. Nur, dass ich sie nicht in Hamburg, Sydney oder Kapstadt sehe. Und schon gar nicht in Wien.
(Dabei kann ich Autoren, die bewusst Lokalkolorit an den Haaren herbeiziehen, überhaupt nicht leiden ...)
Die Umsetzung von Plan B nimmt Formen an. Etwas unscharfe noch, zugegeben, aber immerhin. Es ist höchst ungewohnt, auf einmal in ganz unterschiedliche Richtungen zu planen und zu plotten, wenn man so lange nur auf ein Projekt fixiert war. (Fixiert bin ich immer noch, unter uns gesagt.Jede neue Idee wird darauf abgeklopft, ob sie nicht doch besser bei Plan A aufgehoben wäre.)
Schlafmangel macht sich bemerkbar. Und trotzdem – oder deswegen – habe ich die gestrige Mondfinsternis verpasst. Naja, 2015 ist die nächste. Bei meiner sprichwörtlichen Geduld ein Klacks.
„Nur ein schlechter Plan erlaubt keine Änderung“, konstatierte Publilius Syrus bereits im 1. Jahrhundert v. Chr., wofür ich ihm sehr dankbar bin. Mein persönlicher Plan dürfte gerade eine scharfe Linkskurve nehmen, in hochinteressante Gefilde möglicherweise, aber nicht in die von mir auf der Karte markierten.
Kurz: Spannende Dinge passieren. „Hoffnung ist die Fusion von Wunsch und Erwartung“, sagt Ambrose Bierce. Frage: Wie nennt es sich, wenn Wünsche in Erfüllung gehen, dabei aber die Erwartung um Haaresbreite verfehlen?
Die Erkenntnis überfällt mich alle paar Monate einmal und es ist gerade wieder so weit. Die Erkenntnis lautet: Ich brauche eine Homepage.
Gefühlsmäßig ist mein Homepage-Bedürfnis irgendwo zwischen Ich brauche ein Auto das größer ist als ein Briefkasten und Ich brauche mehr Schlaf eingeordnet. Gar nicht so nebensächlich also. Woran ich in der Praxis scheitere, sind a) meine überhöhten Ansprüche und b) ein Zuviel an erstrebenswerten Vorbildern. Hinzu kommt c) die fixe Idee, meine eigene Webdesignerin sein zu müssen und d) das Wissen, dass ich eine einmal online gestellte Seite die nächsten 17 Jahre nicht mehr verändern werde und ergo ewig damit leben muss. Von e), f) und g) ganz zu schweigen.
Aber damit ich meiner Erkenntnis für die nächsten Monate genüge tue, sei noch einmal festgehalten: Ich brauche eine Homepage. Dringend.
Nach kritischer Begutachtung meiner letztgeschriebenen Manuskriptseiten komme ich zu dem Schluss: Ich fühle mich zu wohl in meiner Welt. Keine Lust auf Konflikte. Das heißt, ich schicke meine Figuren spazieren, ein wenig shoppen, lasse sie in der Sonne sitzen und mit den Beinen baumeln. "Wollen wir etwas trinken gehen?", fragt einer und die Autorin nickt heftig. Au ja, etwas trinken gehen, gute Idee. Es wird geplaudert, gescherzt, alle sind nett zueinander. Beschulterklopfen sich gegenseitig. Das Leben ist schön. So wird das nie ein Roman, Unheil muss her. Ich habe vor, es im wahrsten Sinn des Wortes erblühen zu lassen, muss aber gestehen, ich tue es nicht gern. Wo es doch gerade so gemütlich ist.
Sag mal. Ist das wirklich nötig? All die Blogs und Foren, die sind ja ok. Ich mache sie zwar zu 98% verantwortlich für die Tatsache, dass meine Pentalogie noch nicht vollendet ist sondern bei Band 1 plus ein paar schäbigen Kapiteln vor sich hin dümpelt, aber gut. Doch vorgestern habe ich nach erfolgreicher Entwöhnung, im festen inneren Glauben die Sucht besiegt zu haben, Gagolga wiederentdeckt. Sicherlich erfunden von neidischen Kollegen, die meine Karriere zerstören wollen.
Eine Rätselralley im Internet, schätzungsweise 798 Level, aufgeteilt in diverse Kategorien. Ich liebe Rätselralleys. Um den beruflichen Schaden zu begrenzen und mir selbst weiszumachen, dass ich mich nur bilden will, beschränke ich mich auf die Unterkategorie „Literatur“, wo ich seit zwei Tagen in Level 5 feststecke. Kein Passwort passt. Wikipedia lässt mich im Stich. Es ist einfach peinlich. Ich hasse Gagolga.
Liebe Kollegen! Wollt ihr es nicht auch mal versuchen? Macht wirklich Spaß und wenn ihr nach 15 Stunden und 130 Seiten Wikipedia Level 5 geknackt habt, schickt mir doch die Lösung.
Man soll von den Besten lernen, heißt es. Als Autorin bemühe ich mich sehr, das zu beherzigen. Seit gestern weiß ich aber auch, was ich zu tun habe, sollte man mir jemals die Moderation einer Samstag-Abend-Show anvertrauen.
- Ich spreche übergewichtige französische Schauspieler bei jeder sich bietenden Gelegenheit auf ihren Körperumfang an. Wenn möglich öfter. Sollten sie in ihrem aktuellen Film Obelix spielen, befrage ich sie zu ihrer Rolle als Asterix. Und umgekehrt.
- Bei bekannten Schauspielerinnen, die in Kürze ihren 70er feiern, verfahre ich wie oben, nur dass ich statt des Themas "Körperumfang" das Thema "Alter" wähle. Ich platziere sie auf der Couch neben den übergewichtigen französischen Schauspieler mit der Erklärung "neben dem sehen Sie am schlanksten aus".
- Eine vergleichbare Strategie verfolge ich im Gespräch mit dem ebenfalls nicht mehr ganz taufrischen, weißbärtigen Darsteller, indem ich sinngemäß bemerke, dass er nunmehr für jede Greisenrolle im deutschen Film ideal sei.
- Da das Thema Alter mir grundsätzlich nie zu langweilig wird, bemerke ich launig gegenüber dem amerikanischen Action-Film-Hero, der im Gegensatz zu mir den 60er schon überschritten hat, wie gut es sei zu sehen, dass die Senioren sich in Zeiten wie diesen wehren können. Habe ich damit sein Herz noch nicht gewonnen, frage ich ihn, ob er von Journalisten grundsätzlich für dämlich gehalten wird.
- Sollte man mir ärgerlicherweise einen jüngeren Talk-Show-Kollegen auf die Couch setzen, erkläre ich ihm zuallererst, dass er als mein Nachfolger nicht in Frage kommt, und zwar mit der Argumentation "bei mir muss man zu jedem nett sein". Sollte der Kollege es wagen, meine Sendung über kurze Strecken unterhaltsam werden zu lassen, würge ich ihn ab, so schnell ich kann.
- Tritt eine atemberaubende chinesische Ballett/Akrobatiktruppe mit einer Neuversion von "Schwanensee" bei mir auf, überreiche ich der Ballerina die Blumen mit den Worten "Die schönste Pekingente der Welt".
Alles in allem finde ich, das kann so schwer nicht sein. Und die Bezahlung ist auch gut, sagt man. Irgendwelche Job-Angebote da draußen?
An manchen Tagen hätte ich Lust, ganz alltägliche Geschichten zu schreiben. Im Sinne von "aus dem Alltag gegriffen". Die Phantasie außen vor lassen, statt dessen schmerzhafte Probleme richtiger Menschen abbilden und ganz nah ans Leben ran gehen. Könnte ich das? Oder würde ich mich fehl am Platz fühlen? Als Zielgruppe kämen nämlich nur Erwachsene in Frage - wenn schon Realität, dann richtig.
Statt dessen habe ich heute eine neue Gemüsesorte erfunden, mit sehr interessanten Eigenschaften, Lichtjahre von jeglicher Wirklichkeit entfernt. Dafür umso amüsanter, für die Autorin jedenfalls. Herrlich, all diese Möglichkeiten, und völlig gentechnikfrei.
Wie wird man erfolgreich? Richard St. John erklärt es umfassend und braucht dafür nicht mehr als drei Minuten. Äußerst sehenswert - schon allein der originellen Präsentation wegen. Ganz zu schweigen von seiner Neudefinition des Wortes "Crap".
Eines der Highlights des vergangenen Jahres war das große Autorentreffen Ende September in der Nähe von Frankfurt. Heute habe ich mich für die Wiederholung dieses Events angemeldet und befinde mich ab sofort im Zustand der Vorfreude.
Den Anfang eines Buchs zu schreiben verlangt eine völlig andere Herangehensweise als die Mitte oder das Ende. Man sät, was das Zeug hält. Man schafft die Stimmung, in der man den Leser über mehrere hundert Seiten hinweg halten will (jedenfalls versucht man es). Man kämpft noch mit Fragen wie "Wo bringe ich das unter?" "In welchem Zusammenhang lasse ich sie das sagen?" "Unter welchen Umständen und in welcher Umgebung könnten sich X und Y erstmals begegnen?" Davon hängt viel ab. Wenn der Anfang nicht die richtigen Voraussetzungen schafft, kriegt man auch kein vernünftiges Ende hin. Was ich bisher geschrieben habe, gefällt mir und es erfüllt was es soll (finde ich). Jetzt sitze ich gerade an einer "Dazwischenszene" und sie fällt mir schwer. Es passiert nichts Entscheidendes, aber ich muss eine Figur aus Teil I ein zweites Mal vorstellen - frisch, neu, originell. Ohne von mir selbst abzukupfern. Um genau zu sein, muss ich ALLE Figuren aus Teil I ein weiteres Mal einführen. Ich könnte natürlich auch eine Fußnote schreiben *Siehe Buch I, Seiten 54-71*. Sehr verlockend. Der langen Rede kurzer Sinn: Dazwischenszenen dürfen sich nicht lesen wie Dazwischenszenen. Ergo dürfen sie eigentlich keine sein. Sie brauchen eine echte Existenzberechtigung.
Gestern war seit langem wieder ein Tag, an dem mein Computer ausgeschaltet blieb. Total. Üblicherweise brauche ich ihn täglich, meistens zwecks Arbeit und zwischendurch oft auch zum Vergnügen. Zumindest nach meinen mails schaue ich jeden Tag. Gestern nicht - und es war richtiggehend erholsam. Sollte ich öfter machen. Statt Tastatur und Bildschirm hat der gestrige Tag der Familie und der Abend Freunden gehört. Beides war bereichernd und sehr erfrischend. Motivierend sowieso. Schade, dass ich keinen Fotoapparat mitgehabt habe, sonst gäbe es jetzt ein Bild von den Eispalatschinken, die ich nicht gegessen habe. An den nicht-computerfreien letzten Tagen habe ich meine Romanverkaufsunterlagen poliert. Hinzugekommen ist ein "Dramatis personae", das meinem Gefühl nach die Sache auf sehr erfreuliche Weise abrundet. Da ist genau der leicht ironische Ton drin, den ich im Exposé nicht unterbringen konnte.
Neuigkeiten? Keine. Ich schreibe und plotte, plotte und schreibe (und lösche. Das muss so sein.) Gestern habe ich eine neue Figur konzipiert und mich umgehend mit ihr angefreundet. Sie ist amüsant, klug und eigenwillig und ich würde wahnsinnig gern mit ihr auf einen Kaffee gehen. Interessant ist, dass ich noch nicht weiß, wie sie aussieht. Ich habe den Charakter im Kopf, aber kein Porträtfoto. Das ist mir so bisher noch nicht passiert, ich muss also aktiv überlegen: Will ich sie lieber dick oder dünn? Dunkelhaarig, blond, mausbraun oder gar rot? Attraktiv, unscheinbar oder drollig-hässlich? Wie alt ist sie überhaupt? Wie groß? Wie trägt sie die Haare? Fragen über Fragen, jetzt weiß ich erst was für ein Luxus es ist, wenn eine Figur komplett ausgestattet von der Muse hereingeführt wird, sich auf die Besetzungscouch lümmelt und dort kostümiert, frisiert und geschminkt auf ihren Einsatz wartet. Auf den freue ich mich schon sehr, ich habe für die Dame eine ganz spezielle Auftrittsszene im Kopf, die zu schreiben ein Vergnügen sein wird.
Da ist es ja, das neue Jahr. Bei mir begann es sehr gemütlich mit Faulenzen, ein bisschen Skifahren und nun macht es sich erstmals mit einer Erkältung ein wenig unbeliebt. Geschrieben habe ich auch schon im Jahr 2008, als der Kopf noch klar war, und es war das reine Vergnügen. Opus Magnum Teil II wächst und gefällt mir.
Und ich hatte Zeit zu lesen, im alten wie im neuen Jahr! Zwei uneingeschränkte Leseempfehlungen: Allen, die schreiben und veröffentlichen oder nicht schreiben und trotzdem veröffentlichen, könnte dieses Buch wohlige Alpträume bescheren:
Toll, lebensnah, unglaublich spannend und eines der besten Bücher von Liza Marklund ist dieses hier:
Ich finde aber, man sollte die Marklund-Krimis mit Annika Bengtzon in der chronologischen Reihenfolge lesen, obwohl sie nicht in selbiger geschrieben sind. Dieses hier also zuletzt. Ich halte es für das zweitbeste der Serie, nach "Olympisches Feuer".
Hier entstehen keine Geschichten, sondern Notizen über das Entstehen von Geschichten. Und dies hier ist der einzige Ort, wo ich niemandem mit der Bleistiftspitze ins Auge piekse oder die Finger im Notebook einklemme, wenn er mir beim Schreiben über die Schulter schaut.
Kinderbuchautorin, Journalistin, Schreibsüchtlerin, Geschichtenjunkie. Ab und zu Fotografin. Ab und zu krisengeschüttelt. Meistens durch Süßzeug zu besänftigen.
Dies ist mein dritter Blog, die ersten beiden verstarben an Inkonsequenz. Lasst uns für diesen das Beste hoffen.