Montag, 29. September 2008

Der Tag danach

Jetzt bin ich schon seit über 24 Stunden zurück vom Autorentreffen, aber immer noch nicht wieder richtig angekommen. Wahrscheinlich, weil auch das "unter Schreibenden sein" eine eigene Zuhause-Qualität hat. Da ist eine zusätzliche Verständnisebene unter den Leuten, so ähnlich muss es bei Selbsthilfegruppen sein. Kurz: Es war schön, sehr sogar. Einerseits bin ich immer noch euphorisiert, andererseits fühle ich mich wie frisch vom Bus überrollt, letzteres vor allem wegen des Schlafmangels.

Heute bin ich durch die Stadt gefahren, einen Tag nach der Wahl. Immer noch ist alles mit Plakaten zugekleistert, die seltsam anachronistisch wirken und für Leute werben, die bereits zurückgetreten sind. Auf manchen der Plakate - speziell auf denen der Verlierer - klebt schon das DANKE!, das ein wenig patzig rüberkommt. "Danke für Ihr Vertrauen" heißt es auf anderen, und das kann man nur als blanken Sarkasmus verstehen.
Die Sieger lassen das Ergebnis noch unkommentiert. Wahrscheinlich drucken sie neuen Kram, irgendetwas, das reisserischer ist als "danke". Das Konzept hat sich schließlich bewährt.

Mittwoch, 24. September 2008

Typfrage

Armer, vernachlässigter Blog. Aber Frauchen muss arbeiten …
Speziell Berichtenswertes: Zum ersten Mal habe ich ein Stück Text unfertig aus der Hand gegeben, um eine Person meines schriftstellerischen Vertrauens ein Auge darauf werfen zu lassen. Ein bisschen mulmig war mir schon. Weil, so ganz entspricht das nicht meinem Typ.
Aber was soll ich sagen, es hat sich gelohnt, und wie! Ich seh mein Werk mit neuen Augen und das hilft mir nicht nur beim Überarbeiten, sondern auch beim Weiterschreiben. Und das mir, die ich doch so eine Geheimniskrämerin bin.
Allerdings nicht bei diesem Buch. Da hab ich ja schon den Plot in großer Runde diskutiert und trotzdem fühlt die Geschichte sich immer noch wie meine an. Nicht zur Adoption freigegeben. Nur gemeinsam ein bisschen Gassi geführt.

PS: Falls jemand sich fragen sollte: Ich weiß auch nicht warum mein Blog manchmal Times New Roman und manchmal Georgia schreibt. Aber ich wüsste es gern. Es irritiert mich.

Dienstag, 16. September 2008

Formalitäten

In meinem neuen Roman kämpfe ich mit Formalem. Das heißt, eigentlich kämpfe ich nicht, sondern habe mich auf bestimmte formale Regeln festgelegt und nur die Götter wissen, ob sie funktionieren. Ich habe (bestimmte!) Passagen im Präterium, gewisse andere im Präsens. Dazwischen gibt es Einschübe in der ersten Person, die auf den ersten Blick nichts mit der Handlung zu tun haben, deren Bedeutung sich aber (hoffentlich) am Ende erschließt. Im Optimalfall soll das alles zu guter Letzt zusammenpassen und die Geschichte runder und spannender machen. Im weniger optimalen Fall wird sie dadurch auseinandergerissen. Dummerweise werde ich das erst wissen, wenn ich fertig bin.
Sol Stein, schätze ich, wäre nicht zufrieden mit mir.

Sonntag, 7. September 2008

Die Sache mit den Zeitfenstern

Auf der Suche nach der verlorenen Zeit, titelte schon Marcel Proust, und mir geht es wie ihm. Letzte Woche habe ich gesucht und analysiert. Und siehe da, ich wurde fündig. Endlich weiß ich, wo die Zeit, die ich so dringend zum Schreiben bräuchte, versickert. Schuld sind die Ärzte.

Mit selbigen habe ich als brotberufliche Medizinjournalistin permanent zu tun – im Gegenzug besteht die primäre Aufgabe der Ärzte aber nicht darin, für Journalisten und –innen parat zu stehen. Fazit: Jede gelungene telefonische Kontaktaufnahme erfordert zwischen drei und siebzehn Anläufen.


Ich: Guten Morgen (es folgt ausführliche Vorstellung plus Nennung des Verlags und des Mediums) könnte ich bitte Prof. V sprechen?

Sekretärin: Worum geht es?

Ich: Um ein kurzes Interview zum Thema photodynamische Diagnostik beim Harnblasenkarzinom.

Sekretärin: Der Herr Professor ist noch auf Visite. Versuchen Sie es in einer halben Stunde noch einmal.


Die halbe Stunde lässt sich bestens mit weiteren Telefonaten füllen.

Ich: Hallo (Rest wie oben), könnte ich bitte Prof. W sprechen?

Sekretärin: Der Herr Professor operiert gerade.

Ich: Ah. Lässt sich ungefähr abschätzen, wie lange es dauern wird?

Sekretärin: Auf jeden Fall ist er ab halb elf kurz da, denn da hat er einen Termin bis elf. Wenn sie es fünf nach elf versuchen könnten?

Ich: Fünf nach elf. In Ordnung. Danke.


Drittes Telefonat:
Ich: (Wie oben, nur ist diesmal Prof. X Ziel meines Anrufs)

Sekretärin: Haben wir nicht gestern schon ein paar mal miteinander gesprochen?

Ich: Ja, mit Ihnen habe ich gesprochen, aber leider nicht mit Prof. X. Ist er jetzt eventuell hier?

Sekretärin: Ja, aber er telefoniert gerade. Habe ich Ihre Nummer? Ja? Wir rufen gleich zurück.


Gut, ich halte die Leitung frei. Die fünf Minuten Wartezeit (oder so) mit Schreiben zu überbrücken hat keinen Sinn. Ein kurzer Blick in das eine oder andere Forum schon.

Der Begriff „gleich“ erweist sich als enorm dehnbar. Fünfzehn Minuten später versuche ich es wieder.

Sekretärin: Tut mir leid, der Herr Professor hat jetzt eine Besprechung. Wir melden uns, sobald er wieder da ist.

Das kann alles bedeuten, von in einer halben Stunde bis nie. Wie auch immer, in zehn Minuten soll ich Dr. Y anrufen, mit dem ich für 11 Uhr ein Telefoninterview vereinbart habe. Wenn das pünktlich stattfindet, verpasse ich aber den hoffentlich wieder von der Visite zurückgekehrten Prof. V.

Die zehn Minuten lassen sich unmöglich produktiv nutzen. Dafür gehen sich vier Runden Minesweeper aus.

Dr. Y, so erklärt mir seine mitfühlende Sekretärin, hat den Interviewtermin nicht vergessen, aber er musste zu einer Not-OP und bittet um Verschiebung. Nein, nicht heute nachmittag, besser morgen. 14 Uhr, bevor er in die Ordination geht.

Ich verdränge, dass meine Deadline in drei Tagen ist und Dr. Y den Text sicher gegenlesen will und versuche erneut mein Glück mit Prof. V, der nicht mehr auf Visite ist, jetzt aber telefoniert. Und zurückrufen wird. Bestimmt.

Noch zehn Minuten bis elf, also 15 Minuten bis zum nächsten Versuch bei Prof. W. Nicht genug Zeit zum Schreiben, aber ausreichend, um mich durch meine üblichen Blogs zu lesen.

Drei nach elf läutet das Telefon. Es ist mitnichten der erwartete Prof. X, sondern Dr. Z., der mir gerne die Korrekturen für den Artikel durchgeben möchte, den ich ihm vor drei Tagen gemailt habe. Nein, er möchte die Ergänzungen nicht direkt ins Dokument schreiben, aber den geänderten Artikel möchte er schon noch einmal sehen. Als wir fertig sind, ist es zwanzig nach elf und meine bösen Ahnungen, was Prof. W angeht, bestätigen sich. Er war kurz da und ist nun wieder weg. Aber wenn ich es in zehn Minuten noch einmal versuchen möchte …

Natürlich möchte ich. Aber ich möchte auch meinen Roman schreiben. Davor muss ich aber meine Artikel schreiben und dafür bräuchte ich Prof. X, Y, und Z.

Revolutionärer Gedanke: Der zehn-Minuten-Schreibzyklus. Für mich wäre der ungemein produktivitätssteigernd.

Freitag, 5. September 2008

Posting, unwürdig

Das Folgende hat in einem Schriftstellerblog nichts zu suchen. Ich poste es trotzdem, denn:
a) Mein Humor ist seltsam

b) Haben wir hier ein gutes Beispiel für Dinge, mit denen ich Zeit verschwende, die ich eigentlich gar nicht habe. Dazu schreibe ich aber ein andermal
:)

Wenn man schon nicht berühmt ist, kann man wenigstens so tun als ob.


Man setzt sich selbst in die Zeitung


Plakatiert sich an belebten Kreuzungen


Oder tapeziert sich auf Hochhauswände.


Und dann ist man irgendwie froh, dass das nicht echt ist.

(Auf einige Dinge habe ich a priori verzichtet, beispielsweise, mein Konterfei über David Beckhams tätowierter Brust baumeln zu lassen.)

Für Nachahmungstäter: http://de.photofunia.com/

 

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