Freitag, 31. Oktober 2008

Who is who

Eine der Finessen meines aktuellen Plots liegt darin, dass fast jede der Figuren über eine doppelte Identität verfügt. Eine echte, eine falsche. Wobei einige erst unter falscher Identität ihr wahres Gesicht zeigen.
Da niemand weiß, wer wer ist, sich aber jeder so seine Gedanken macht, habe ich die Möglichkeit für Missverständnisse von geradezu epischen Ausmaßen. Die wiederum sind aber nicht der Hauptplot, weswegen ich mich ein bisschen einbremsen muss.

Kleines Detail am Rande: In manchen Fällen weiß ich selbst noch nicht genau, wie die Identitäten zusammenzupuzzeln sind. Das ist wie Blinde Kuh spielen, aber zum Glück entwickeln die meisten der Figuren Eigendynamik und werden dann sofort von mir auf ihren wahren Charakter festgenagelt, sprich: in die dafür vorgesehene Tabelle eingetragen. Macht richtig Spaß, jedes Mal, wenn jemand Neues um die Ecke kommt, stehe ich gemeinsam mit meinem Protagonisten da und frage mich: "Wer ist denn das jetzt?"
Nur, dass ich es dann irgendwann weiß, es ihm aber trotzdem nicht verrate. So sind sie, die Jugendbuchautorinnen. Ruchlos.

Freitag, 24. Oktober 2008

Papyrus II

Heute hab ich die Demoversion von Papyrus Autor ausprobiert. War sehr amüsant und auch herausfordernd. Man muss nämlich die Eschbach'schen Autoren-Spezial-Funktionen erst mal finden - und oh, das ist nicht einfach.
Aber ich war erfolgreich und im ersten Überschwang ließ ich die Stilanalyse mit allen Rohren gleichzeitig auf die zwei ausgewählten Seiten Text schießen. Kurz: Es war bunt und verwirrend. Gleichzeitig aber genial, weil praktisch jedes Wort hinterfragt wurde, jedes unter einem anderen Aspekt. Manche sogar mehrfach. Bedenklich.
Nein, ganz im Ernst: Die Autoren-Features sind toll, man sollte sie nur einzeln und hintereinander anwenden.

Ein schnelles Update auch noch zum letzten Posting: Ich habe die Funktion fürs Zeichenzählen entdeckt - sie ist nicht nur vorhanden sondern kann sogar gleichzeitig den markierten und den Gesamttext zählen. Wow. Ich bin zuversichtlich, dass auch die Autokorrektur irgendwo schlummert und nur darauf wartet gefunden und wachgeküsst zu werden.

Dienstag, 21. Oktober 2008

Papyrus

Seit ein paar Wochen schreibe ich probehalber mit der Demoversion der Schreibsoftware "Papyrus", hoch gelobt von Andreas Eschbach - demnächst soll eine eigene Version für Autoren herauskommen. Die muss ich, glaube ich, haben.
Schon jetzt hat das Programm ein paar bestechende Features. Am meisten begeistern mich die virtuellen Post-its, die man entweder direkt am Dokument oder daneben auf einer Art Pinboard anbringt. Anders als echte Post-its lassen sich die von Papyrus in jedes gewünschte Format bringen, also auch: riesig. Per Copy&Paste lege ich also Zettelchen mit gerade getätigten Internet-Recherchen an und habe sie direkt neben dem Dokument auf dem Pinboard. Muss nicht ständig zwischen Dokument und Browser hin- und herklicken. Juhu. (Außerdem *räusper* kann man sie nach Lust und Laune designen, in allen Farben, mit Karos, Tupfen und Streifen. Das wollte ich nur mal gesagt haben.)

Dafür suche ich bislang noch nach einigen Basisfunktionen, die ich furchbar wichtig finde: Der Funktion fürs Zeichenzählen. Und die Autokorrektur, die mir zwei große Anfangsbuchstaben in einen großen und einen kleinen verwandelt. Hilfe! Gibt es das in der Demo-Version nicht? Oder gar nicht??? Wenn dem so ist, soll mir bitte jemand erklären, warum. Wäre wahnsinnig schade, wo doch alles andere so genial ist.

Mittwoch, 15. Oktober 2008

Fleißsternchen

Heute gibt es ein Fleißsternchen für guten Output. Wenn ich diesen Schnitt halten könnte, wäre das toll. Ich war aber auch sehr beschwingt, weil mit ganz viel neuer Musik beschenkt.
Mein persönlicher Tagesrekord, den ich vor ungefähr einem Jahr aufgestellt habe, liegt bei ca 15 Normseiten. Das war reines Nach-Schnauze-Schreiben einfachen, unkomplexen Textes. Diesmal ist es komplizierter, schon von der Form her. Ich weiß nicht, ob mich mein Gehopse zwischen Präterium und Präsens beglückt oder wahnsinnig macht.
Außerdem war ich in London spazieren. Was für das Recherchieren in Foren gilt, gilt mindestens ebenso für das Recherchieren in Blogs. Einer hat es mir ganz besonders angetan; er dreht sich um nichts anderes als um das Leben in London, ist gespickt mit kleinen Beobachrungen, Fotos und sogar Filmen. Wenn man 15 Minuten zu viel Zeit hat, kann man mit einem Thames Clipper von Greenwich zur London Bridge fahren, authentische Geräuschkulisse inklusive.
Ich war stattdessen in Totteridge und habe etwas unter einer Eibe versteckt, die - so heißt es - 2000 Jahre alt und somit das älteste Lebenwesen Londons ist. Was meinen Protagonisten kein Stück interessiert, aber naja. So sind sie, die Teenager.

Sonntag, 12. Oktober 2008

Nomen est ...

Wenn wir als Kinder Rollenspiele gespielt haben (damals noch live im Wald und auf der Wiese, hachja), taten wir das nie unter unserem eigenen Namen. Es musste ein anderer her, der glänzender, bedeutender und vor allem dem eigenen Wunschbild angemessener war.
Ich surfe gerade durch die Onlinespieler-Foren um einen Eindruck davon zu bekommen, wie das so ist mit den selbstgewählten Identitäten. Es gibt einen Haufen Nicknames in meinem Buch, und wenn ich die nur aus dem Bauch heraus vergebe, merkt man ihnen ihre gemeinsame Provenienz zu stark an. Finde ich. Dabei ist die Vielfalt so groß.
Da gibt es zum Beispiel Gruppe 1 (nach Definition der Autorin ;-): die Atmosphärischen, die mit ihrem Namen möglichst organisch in die Spielwelt hineinpassen wollen und sich in den Foren voller Empörung darüber auslassen, dass andere ihnen die Illusion kaputtmachen.
Diese Anderen gehören (nach meiner Klassifikation) zu Gruppe 2: den Witzbolden. Die Witzbolde wählen gerne Namen wie Kühlschrank, Mützchen, Tschuldigung oder Muahahaha. Ob sie deswegen das Spiel weniger ernst nehmen, weiß ich leider nicht. Das wäre aber ein interessantes Diplomarbeitsthema für Psychologiestudenten.
Gruppe 3 sind für mich die, die gerne noch ein Stück ihrer wahren Identität mit einbringen, meistens indem sie ihr Alter, ihr Geburtsjahr oder Bruchstücke ihres echten Namens in den Nickname verwursten. Onyxia91 ist also ziemlich sicher 17 Jahre alt und Claudielfe heißt aller Wahrscheinlichkeit nach Claudia.

Soweit mein aktueller Forschungsstand. Mit den drei Namenstypen kann ich immerhin etwas anfangen (allerdings nicht ohne die Befürchtung von Gruppe 1 zu teilen, dass nämlich Gruppe 2 und 3 mir die Romanatmosphäre an manchen Stellen ruinieren werden). Die ebenfalls entdeckte Gruppe 4 - die Unaussprechlichen - werde ich außen vor lassen. Blfrthvbw und iGhTh@\/\/k dürfen nicht mitspielen.

Montag, 6. Oktober 2008

Herzblut

Was macht eine Herzblutgeschichte aus? Ich grüble seit Tagen und komme nicht drauf. Bisher dachte ich, es muss Liebe auf den ersten Blick sein. Die Idee trifft dich wie ein Blitz, du verfällst ihr und krallst dich hinein, weil du musst. Schreibst sie um ihrer selbst willen, die Zielgruppe nur diffus im Hinterkopf - aber gleichzeitig voller Erwartung, deine Kopfgeburt endlich mit der Welt teilen zu können.
Und dann gibt es Stoffe, die in diese Rolle erst hineinwachsen müssen. Die du nüchtern planst. Für die du dich entscheidest, weil sie auf dem Reißbrett einen guten Eindruck machen. Anfangs funktionieren sie wie Vernunftbeziehungen, aber dann macht es plopp und du bist verliebt. Manchmal, wohlgemerkt.
Wieso? Ganz im Ernst, wieso?
Liegt es an der Vertrautheit der Figuren? Oder an den plotimmanenten (weia, was für ein Wort) Möglichkeiten, die sich erst so spät abzeichnen? Ist es ein Selbstschutzmechanismus, weil das innerste Schreiber-Ich weiß, dass es mit lauwarmen Gefühlen keine 450 Seiten lang durchhält? Passiert es dann, wenn klar wird, dass die Geschichte besser zu einem selbst passt, als man anfangs dachte? Wenn man entdeckt, dass man doch einmal mehr über sich selbst schreibt? Oder, ganz im Gegenteil, dass man neuen Fährten folgt und vielleicht endlich diesen einen Kontinent greifbar nah hat, der bisher nie auf der Landkarte zu finden war?

Jedenfalls passiert es, und es ist toll. Schon wegen der 450 Seiten.

 

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