Donnerstag, 30. April 2009

Das Gefälle der Angst

"Ich finde ja, du lässt mich ganz schön blöd aussehen", sagt Nick heute, nachdem ich gerade damit fertig war, ihn in der Schulkantine ein volles Essenstablett fallen lassen zu lassen. (Fallen lassen zu lassen! Sic transit gloria mundi.)
"Finde ich gar nicht. Du bist eben erschrocken, das passiert schon mal. Außerdem bist du Nordländer, die sind ängstlich."
Im Ernst. Habe ich heute gelesen. Zur Zeit der Völkerwanderung überlebten in nördlichen Gebieten nur die Menschen, die ängstlich Vorräte horteten. Die Angst sitzt ihren Nachfahren heute noch in den Knochen, respektive den Genen. Wir Ösis - wie immer die Meister der Mitte - nehmen es schon gelassener, während in Italien und südlicher erfrischende Sorglosigkeit herrschen soll.
"Tolle Erkenntnis", mault Nick. "Demnächst lässt du mich auch noch heulen, wie?"
"Gut möglich. Sehr wahrscheinlich sogar. Aber das stehst du durch, und am Ende bist du der Held. Versprochen."
"Ein lebendiger Held, hoffe ich, oder? Du bringst mich doch nicht um die Ecke? So bescheuert bist du nicht. Nicht?"
Ängstlich. Sag ich doch.

Dienstag, 28. April 2009

Ein neuer Graf

Der "Graf von Monte Christo" war eines DER Bücher meiner späten Kinder-/frühen Jugendjahre. Ich war heftig verliebt in die Konsequenz, mit der Gutes belohnt und Böses bestraft wurde. Und am Ende war niemand so richtig happy, sondern man segelte melancholisch in den Sonnenuntergang. Hach.

Warum ich das schreibe? Weil es ein neues Buch von Alexandre Dumas gibt. Beachtlich, wo er doch schon seit 140 Jahren tot ist.
(Anmerkung für Schriftstellerkollegen: Er starb völlig verarmt. Ja, der auch.)
Also, jedenfalls hat jemand in jahrelanger Arbeit die Fragmente des letzten Dumas-Romans zusammengetragen, Fehlendes ergänzt und nun gibt es einen neuen Grafen: Den von Sainte-Hermine. 1040 Seiten hat das Werk, dessen Protagonist "eine Synthese aller Figuren von Dumas" ist, wie man bei amazon nachlesen kann.
In einer Kritik meiner Tageszeitung klang es letztens nüchterner: "Machen wir uns nichts vor, das Buch würde heute in der Fülle historischer Romane zu Recht kaum auffallen, hätte es nicht Dumas geschrieben."

Interessantes Gedankenspiel. Nur, dass es strenggenommen kein historischer Roman ist, da gerade mal 60 Jahre zwischen der Handlung und dem Schreiben des Buches liegen. Und dass Dumas es für ein völlig anderes Publikum verfasst hat.
Wer weiß, was er noch alles überarbeitet hätte? Gut möglich dass er ziemlich rotiert, in seinem Grab zwischen Hugo und Zola.

Mittwoch, 22. April 2009

Strudel schreiben

Seit Wochen schleiche ich um die Idee herum, mir eines dieser eee-PC-Dinger zu kaufen, um ein Teil mehr zu haben, das ich in der Handtasche herumschleppen kann. Für's Zwischendurch-Schreiben unterwegs. Für alle Gelegenheiten eben. Und heute habe ich einen Platz entdeckt, der förmlich "Schreib hier!" brüllt. Ich sehe schon, ich werde wieder Geld ausgeben ...

Mit meinem Buch bin ich jetzt an einem Punkt angekommen, an dem sich die Dinge überschlagen sollten. Das Unheil wirft so viel Schatten voraus - es ist kein Wunder, dass Nick im Dunkel tappt. Wobei er sich gerade jetzt mehr denn je auf der Sonnenseite wähnt. Der Arme.
Gedanklich vergleiche ich die aktuelle Buch-Phase mit einem Strudel (Wasser, nicht Apfel). Erst fließt alles noch ganz gemächlich dahin, man merkt kaum, wie die Strömung zunimmt und plötzlich - peng - ist es zu spät und man wird abwärts gezogen. Ich frage mich, wie dieses Gefühl schreibtechnisch herzustellen ist und tippe auf kurze, immer schneller aufeinanderfolgende Szenen.

Mittwoch, 8. April 2009

Lesereisen erster Klasse

Die meisten Schulen, in denen ich lese, ähneln sich ein wenig: Es riecht nach Schule, an den Wänden hängen Kinderzeichnungen und irgendwo ein Foto des Herrn Bundespräsidenten.
Das Drumherum variiert allerdings stark. Und gelegentlich hat man Glück, dann sieht es so aus:
















So viel Glück nütze ich natürlich aus, und schwinge mich auf die Piste, die sensationell leer ist (kein Wunder, mitten unter der Woche, an einem ARBEITStag).
Die Sonne strahlt, die Autorin auch (siehe Beweisfoto A)















(Beweisfoto A, selbt geschossen mit dem Handy, da - wie gesagt - Menschen nur seltenst anzutreffen waren. Gar nicht so leicht übrigens, dabei dreinzusehen, als wäre es ein Schnappschuss.)

Ich habe in der betreffenden Schule schon angedeutet, dass ich gerne wieder, jederzeit, vor allem aber im Winter und bevorzugt in der Zwischensaison ... hmja. Mal sehen.
All das ist schon wieder fast eine Woche her, leider. Und nach dem Motto "Wer lesen gehen will, der schreibe gefälligst vorher" habe ich mich wieder meinem Buch zugewendet. Es geht stockend voran im Moment. Das liegt vor allem an mangelnder Ruhe zum Schreiben (Ostern! Schulferien! Was hab ich denn erwartet?) aber immerhin - es geht voran, liebe Testleser. Ein wenig Geduld müsst ihr aber noch haben. Kommentare, die mich darauf hinweisen wollen, dass ich ebensogut hätte schreiben können, anstatt bei prächtigem Wetter über gleißende Hänge zu wedeln, stoßen auf taube Ohren. Ehrliche Neidbekundungen werden aber gerne entgegengenommen.

 

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