Samstag, 31. Januar 2009

Antagonistisches

Alan Rickman wurde in einem Interview gefragt, wie er seine Bösewicht-Rollen so überzeugend hinkriegt. Er meinte darauf sinngemäß, dass er sie nie als Bösewichter anlegt, sondern als ganz normale Menschen, die ein Ziel verfolgen. Das lässt sich hervorragend aufs Schreiben übertragen und ich halte es mir vor Augen, wenn ich meinen Antagonisten auf den Zahn fühle.

Der aktuelle ist aus vielen Gründen, die hier zu weit führen würden, ein sehr spezieller Fall und ein Teil von mir sympathisiert heftig mit ihm. So heftig, dass ich ihm gewisse Gemeinheiten nicht auf den Leib schreiben will. Oder anders formuliert: Ich nehme ihn vor mir selbst in Schutz. Jetzt stellt sich heraus, dass ich ihn doch etwas fieser sein lassen muss, wenn der Plot "ziehen" soll. Und ich bin hin- und hergerissen, denn damit wäre er "böser" als sein Ziel es erfordert. Oder doch nicht? 

Grundsätzliche Frage bleibt, wie sehr man (ich!) eine Figur entsprechend ihrer Funktion im Plot hinbiegen darf. Was wichtiger ist, die Spannung oder die Figurentreue. Was zuerst war, die Henne oder das Ei. Ich plädiere für die Henne, also die Figur, die das Ei, also den Plot legt. Bloß, dass nicht sie selbst, sondern ich ihn ausbrüte, aufziehe und dafür sorgen muss, dass das Küken nicht hinkt. So wie diese Metapher es leider tut. Wahrscheinlich hat Frau Professor L. recht, und ich muss mich zum dritten, vierten oder fünften Mal auf einen Kaffee mit meinem Antagonisten zusammensetzen und seine verquere, gebeutelte Psyche auf mich wirken lassen. Besser als einsames Brüten ist das allemal.

Montag, 26. Januar 2009

Disziplin

Meine Blogdisziplin ist gerade wirklich zum Weinen. Ich weiß. Dafür wächst der Roman - offenbar kann ich nicht an zwei Stellen gleichzeitig diszipliniert sein.
Aber viel Berichtenswertes gibt es ja gar nicht. Ich schreibe. Es läuft ganz gut (bis auf Kleinigkeiten) und je weiter ich komme, desto besser gefällt es mir. Sorgen macht mir nur die Länge; ich bin auf Seite 220 und bezweifle, dass ich die Mitte schon erreicht habe. Ich könnte natürlich auf meinem Szenenplan nachsehen (den gibt es!) nur ist er leider unfassbar obsolet. Einen neuen zu schreiben, nur damit der auch nicht eingehalten wird, finde ich sinnlos und deshalb mache ich weiter wie immer. Mit Grobgerüst und Zwischenzielen.
Die Notizzettel von Papyrus Autor wachsen mir täglich mehr ans Herz. Damit pinne ich meine Zwischenziele neben das Dokument und seitdem ist "Überblick" mein zweiter Vorname.

Freitag, 16. Januar 2009

Wuschhhhhh

Man denkt, es geht nicht, man ist nicht in der Stimmung, die Muse ist miesepetrig, man schiebt das Projekt vor sich her. Dann kriegt man plötzlich eine Deadline von zwei Tagen (sic!) und plötzlich läuft es wie geschmiert. Wenn das nicht seltsam ist.

Konkret handelt es sich um ein Erstlesemanuskript, das ich vor ungefähr zwei Jahren mal geschrieben und als untauglich ad acta gelegt habe. Bis eine gewisse Dame es mir abschwatzte und es MOCHTE. Und nun sieht es aus, als würden ihm nach heftiger Überarbeitung wirklich Leben und eine ISBN eingehaucht werden. Unglaublich, echt.

A propos unglaublich, echt: Erinnert sich noch jemand an meinen Fanzone-Eintrag? Ja? Jedenfalls ist es passiert. Giuseppe Fanzone hat sich bei mir gemeldet und ist einverstanden, als Buchcharakter verbraten zu werden. Wenn mich mein Italienisch nicht trügt. Was beweist, dass das Googlen des eigenen Namens eine internationale Seuche ist. Ich finde das so skurril, dass ich zumindest eine Kurzgeschichte daraus machen müsste ...

Donnerstag, 8. Januar 2009

Schreib oder stirb

Nein, nicht mein Motto für 2009; "Write or die" ist ein sehr wunderbares Online-Programm von einem gewissen Dr. Wicked, der seinem Namen alle Ehre macht. Die Idee ist ebenso genial wie einfach: Schreib in das Textfenster. Hör nicht auf. Tust du es doch, wirst du ... naja, bestraft, gewissermaßen. Es gibt drei Härtegrade - Gentle, Normal, Kamikaze - und drei Einstellungen in der Zeittoleranz. Die gentile Version ermahnt dich bei schreiberischer Erlahmung nur mittels eines Pop-ups. Was im Normal-Modus passiert hat mich heftig amüsiert, weil ich das gleiche Prinzip in meinem aktuellen Roman verwende (I'm wicked myself, hähä). Die Kamekaze-Version löscht den bislang geschriebenen Text, Wort für Wort.
Zwecks Motivation zählt das Programm die geschriebenen Worte mit und es ist erstaunlich, wie viel Text man in zehn Minuten zustande bringt, wenn man einfach-nur-schreibt, nicht mitten im Schreiben zu Überarbeiten beginnt oder schnell mal eine Kleinigkeit im Internet recherchiert.
Mich macht das Programm doppelt und dreifach glücklich, weil es der ideale Organisator meiner Zwischendurch-Viertelstunden ist. (Es funktioniert übrigens auch mit Eingabe der angepeilten Zeichenanzahl. Spielwiese ohne Ende.)

Was man nicht vergessen sollte: Anschließend Copy&Paste und ab mit dem Text in die eigene Textverarbeitung. Sonst ist er weg. Kamikaze total, sozusagen.

 

kostenloser Counter