Derzeit geht es gerade heftig zu im Medizinischen. Der nächste Streich ist ein urologisches Fachmagazin, das ich praktisch im Alleingang zusammenbastle. Soll heißen, ich suche nach interessanten Themen, bitte einige Experten händeringend um die entsprechenden Beiträge und fabriziere dann (gemeinsam mit P., dem Grafikgenie) ein Heft.
Das Spaßige bei dieser speziellen Publikation ist immer die Suche nach einem Titelbild. Die naheliegenden Dinge sind in erkranktem Zustand höchst unerfreulich anzusehen und das Team ist entschieden gegen Unerfreuliches. Die weniger naheliegenden Dinge wiederum liegen innen und sind schwer zu fotografieren.
Meine Chefredakteurin und ich gingen also im Zuge des telefonischen Brainstormings die Fachartikel durch und stießen auf – Enuresis. Die rettende Idee: Ein schlafendes Kind.
Um es kurz zu machen: Die bewährten Datenbanken spuckten kein passendes Bild aus. Mist, dachte ich im ersten Moment, bis mir einfiel, dass ich eigentlich alles habe, was nötig ist. Ein Bett. Eine Kamera. Und ein Kind.
„Schatz“, sprach also die Mutter voller Hinterlist. „Was hältst du von einem Deal? Ich lasse dich auf meinem Computer Monopoly Deluxe spielen und du lässt dich von mir für die Zeitung fotografieren.“
Wider Erwarten war das Kind Feuer und Flamme. In die Zeitung! Auf’s Titelbild! Das kann man ja dann in der Schule herzeigen!
Ein leichter Anflug schlechten Gewissens bei der Mutter. „Äh, ja … in dem Artikel geht es aber um Enuresis, das ist eine Krankheit, bei der die Kinder sehr lange ins Bett machen.“
„Na und?“, sprach der Sohn und schritt strahlend von dannen, um seinen Pyjama anzuziehen, ohne die geringste Sorge, als Bettnässer in die Annalen der Schule einzugehen.
Schriftstellerisch bastle ich ebenfalls, und zwar am Plot des neuen Projekts. Ich habe ihm einen altgriechischen Arbeitstitel verpasst, den ich mir nicht merken kann. Sollte in einem der nächsten Medizinjournale Demenz ein Thema sein, knipse ich mich selbst fürs Cover.