Dienstag, 10. März 2009

Dönermassaker

Heute vormittag, Schreibworkshop, zuerst mit 11-, dann mit 12jährigen. Ein Krimi soll es werden, und der soll aus den Figuren entstehen, die die Kinder (Kinder?) in Kleingruppen entwerfen. Faszinosum: Beide Male taucht ein Dönerstandbesitzer auf und beide Male ist er der Mörder.
Sind die Gärtner von gestern die Kebabverkäufer von heute? Oder hat Sweeney Todd zu weit um sich gegriffen und ein Döner kommt der Fleischpastete am nächsten?
Ich weiß es nicht. Aber ich finde es hochinteressant.
Ansonsten sind die Plots klassische Whodunnits, und wenn wir die Klischees eliminiert haben, blitzen immer wieder originelle Ideen auf. Phantastische Figuren. Und grandiose Titel. Nach "Todesdöner", "Der Dönerkiller", "Das Dönermassaker" und ähnlich RTL-Tauglichem schlägt ein ansonsten stiller 12jähriger "Der tote Tag" vor und haut mich damit richtig um. Wo hat er das her? Wieso denkt er in so anderen Bahnen? Wieso hat er nicht schon vorher etwas gesagt?
Am Ende schnappen sich alle ihre Notizen und wollen? sollen? müssen? die Geschichte weiterschreiben. Ich wüsste gern, was aus "Der tote Tag" wird.

7 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Da wüsste ich noch einen, den das Werk dieses schweigsamen Jungautors interessiert. Sehr sogar! Stille Wasser sind ja bekanntlich tief ...

A propos: ein interessanter Workshop, den Du da anbietest. Killende Dönerstandbesitzer, die Sweeney Todd Konkurrenz machen wollen, hmm ... Dagegen sehen die dänischen Delikatessen ja richtig blass aus. Wer weiß, am Ende entsteht daraus vielleicht noch die nächste musikalische Schulaufführung?

Szene 1:
Ahmet, seines Zeichens Dönerstandbesitzer, betritt die Bühne. Die weiße Schürze blutbefleckt, schwingt er ein großes Fleischermesser.

AHMET
(singend)
"Voll krass, Mann. Isch mach disch kalt, Alder, mit alles und viel schahaaaarf!"


Oder so ähnlich ... Ich frage mich ohnehin schon länger, was so alles in dem "Schüler-Döner" drin sein mag, den der Imbiss um die Ecke anbietet ;-)

Liebe Grüße ins Sesselland

Anonym hat gesagt…

"Der tote Tag". Mmh. Fast ein bisschen gruselig in Zusammenhang mit einem stillen Zwölfjährigen, oder?

Aber ihr habt ja zum Glück alle Klischees eliminiert.

(Hast du gehört, Wulf, Alder?)

Aber der "Schüler-Döner" ist echt witzig. :)

ein schönes Wochenende

wünscht

die Ruth

Ursula hat gesagt…

Hach, Ihr Lieben, Ihr irrt euch: Döner ja, aber kein Türke weit und breit.
Dönermann 1 hieß Oliver Fischer, war 18jähriger Schulabbrecher und vergiftete per Dönerfleisch seine Ex-Verlobte (was die 18jährigen heute schon an Vergangenheit haben, ein Wahnsinn.)
Dönermann 2 hörte auf den Namen Fritz Sensenmann und war ein 53jähriger Albino mit Angst vor Tageslicht.
Nicht ein einziges Türkenklischee! Das wollte ich nur mal gesagt haben.

Ansonsten, liebe Ruth, haben wir sie natürlich nicht alle eliminiert, die Klischees, das war in jeweils zwei Stunden nicht zu schaffen. Aber wir waren nicht schlecht ... :-)

Und was "Der tote Tag" angeht - ja, schon gruselig. Aber andererseits auch so klug. Ich würde in dem Fall eher Talent als Abgründe dahinter vermuten ...
(Den Titel gibt's übrigens noch nicht. Ich hab bei amazon nachgesehen :-))
Auch ein schönes Wochenende wünscht

Ursula

Anonym hat gesagt…

... na irgendwie muss man den Gammelfleischskandal ja abarbeiten. ;-)
Wie viel Zeit hattest du eigentlich für den Workshop? Ich frage deshalb so neugierig, weil ich mich habe breitschlagen lassen, so etwas in Frankreich zu wagen...

Liebe Grüße,
Petra

Ursula hat gesagt…

Liebe Petra!

Zwei Stunden pro Klasse, das ist nach meinem Konzept ausreichend, obwohl eine halbe Stunde mehr auch nicht schaden würde (bei manchen der Schüler jedenfalls, bei anderen ist die maximale Konzentrationsspanne dann schon erreicht ;.))

Liebe Grüße
Ursula

Anonym hat gesagt…

Liebe Ursula,
zwei Stunden und die schreiben schon selbst Krimigeschichten? Ups... sind die schnell.
Hier in Frankreich geht so ein Projekt über Tage.
Ich bin allerdings auch schon vorgewarnt worden, was die sprachlichen Fähigkeiten betrifft, mit denen laut Lehrerin jeder Ausländer locker mithalten könne...

Liebe Grüße,
Petra

Ursula hat gesagt…

Liebe Petra!
Also, in den zwei Stunden entwickeln sie Charaktere und dann wird anhand selbiger geplottet - geschrieben wird noch nicht. Das ginge sich tatsächlich nicht aus. Aber zum Fantasieanregen und Lust-aufs-Schreiben machen (manchen jedenfalls) reicht es.

Alles Liebe
Ursula

 

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