Samstag, 23. April 2011

Die Sechs-Zoll-Versuchung

Es ist soweit. Nun gibt es also auch Bücher für den Kindle auf deutsch und mein Mauszeiger kreist seitdem wie ein Falke über dem Bestellfeld bei amazon. Dabei habe ich beim Thema E-Book bisher immer lässig abgewinkt.
Denn: Ein Buch hat aus Papier zu sein, optimalerweise mit einem festen Einband versehen, nach Möglichkeit hätte ich dann auch gerne ein Lesebändchen. Ein richtiges Buch hat seinen eigenen Geruch, es raschelt beim Umblättern und es wiegt je nach Umfang mehr oder weniger. Man weiß, wie weit man bereits in die Geschichte vorgedrungen ist, weil man immer das Verhältnis von den bereits umgeblätterten zu den noch umzublätternden Seiten vor Augen hat.
Ein Kindle hingegen ist ein sechs Zoll großes, flaches Täfelchen, das Bücher mittels einer Technologie namens "electronic ink" imitiert, dabei 241 Gramm wiegt und imstande ist, 4 Gigabyte Daten zu speichern.
Das sind 3500 Bücher.
Sagt amazon. (Sehr wahrscheinlich, dass niemand das je überprüfen wird; so viel kann keiner lesen, bis das nächste und bessere Modell auf dem Markt ist, das dann vermutlich 8000 Bücher speichern kann.)
Eine ganze Bibliothek auf dem Raum eines Notizblocks. Eines dünnen Notizblocks. 3500 Bücher, die man einfach in der Tasche mit sich herumtragen, in den Urlaub mitnehmen oder in der Bahn lesen kann.

Wenn ich mir so zuhöre, fürchte ich, ich werde ihn sowieso kaufen, also kann ich das genausogut gleich tun. Obwohl ich eigentlich warten wollte, bis es E-Reader mit Farbdisplay und E-Books mit Special Content gibt (Autoreninterviews! Making-ofs! Hintergrundinformation!).
Dass meine Leidenschaft für echte, papierene, duftende Bücher in Ziegelsteinformat (und -gewicht) darunter leiden wird, denke ich nicht. Eher mein Portemonnaie, weil meine Hemmschwelle beim Bücherkauf unter Meeresniveau sinken wird, nachdem ich für die digitalen Werke keinen Platz im Bücherregal freiräumen muss.

Gegenargumente? Irgendjemand, da draußen? Warnrufe? Dramatische "Tu-es-nicht!"-Appelle? Nein?
Tja dann ...

Donnerstag, 7. April 2011

Ich bin jetzt wieder richtig ins Schreiben eingetaucht, was gut ist - und notwendig. Mit dem April ist auch das schöne Wetter nach Wien gekommen und ich liebäugle mit dem Gedanken an Freiluft-Schreibstunden mit dem Netbook. Eventuell Kaffeehaus-Freiluft-Schreibstunden.
Vergangene Woche war ich auf der Buchmesse in Bologna. Drei Tage Italien. Drei Tage essen. Das schönste Verhängnis, das man sich vorstellen kann.
An sich war ich aber nicht der Kalorien wegen da, sondern um bereits designierte sowie potenzielle Lizenznehmer zu treffen, was viel amüsanter war, als es klingt. Außerdem konnte ich ausgiebig auf der Buchmesse herumstreifen.

Die Gänge auf der Bologneser Buchmesse. Man kann den Boden sehen,  in Leipzig oder Frankfurt ein Ding der Unmöglichkeit. Die ideale Buchmesse für Klaustrophobiker.
Ruhe vor dem Sturm (dem Ansturm der Illustratoren) bei Loewe. An der abgewandten Seite der Säule hängt etwas, worüber ich noch nicht reden darf.
Die Kunst ist ein hartes Brot. Besonders in Tschechien.

Die übrige Zeit ließ sich wunderbar für ausgedehnte Spaziergänge durch Bologna nutzen. Wie fast jedes Jahr habe ich beschlossen, jetzt endlich Italienisch zu lernen, damit ich formvollendet eine Rechnung mit ausgewiesener Mehrwertsteuer verlangen kann. Was Zahnstocher heißt, weiß ich schon.

Die Aussicht beim abendlichen Kaffeetrinken. 

Gegenschuss bei Tageslicht: die Piazza Maggiore inklusive Kaffeehaus.

Preisfrage: Welcher dieser Türme ist schief? (Antwort: beide. Pisa kann einpacken.)

Shoppen war ich selbstverständlich auch, glücklicherweise hatte ich den Kombi mit und Italien kämpft jetzt mit einer Weinkrise.

Die Cantina des Weinguts, vorher. Den traurigen Anblick der leeren Regale "danach" will ich niemandem zumuten.
Autorin (inkognito) mit Lektorin (ebenfalls inkognito) nach mehreren Stunden Bologna-zu-Fuß. Da war dann nicht einmal mehr Kraft für's Schuhe kaufen.

 

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