Gleichungen
Schriftsteller werden ja gemeinhin oft beneidet. Erstens, weil man sie sich gern versonnen auf der Terasse ihrer süditalienischen Villa vorstellt, wo sie im Lauf des Tages einige elegante Zeilen aufs Papier werfen um anschließend mit einem bunten Drink in der Hand den Sonnenuntergang zu genießen. Sie reisen wie besessen, um sich von exotischen Orten inspirieren zu lassen. Sie treffen permanent wahnsinnig interessante Leute. Und sie schwimmen in Geld, ähnlich wie Carrie Bradshaw, die sich mit ihrer 30-Zeilen-Kolumne ein Leben in Saus und Braus und Designerklamotten leisten kann.
Vor allem aber ist das, was sie tun, enorm einfach. Es lässt sich auf diese Formel herabbrechen:
Idee + Zeit + ausreichend Papier = Buch
Gemein ist, dass diese Gleichung oft auch diejenigen noch narrt, die es eigentlich besser wissen müssten. Mich zum Beispiel. Heute zum Beispiel. Denn in der Gleichung gibt es eine Menge Variablen, aus denen die Konstanten sich zusammensetzen.
Zeit = Abwesenheit von fordernder Familie + Unterdrückung des Prokrastinationsimpulses - Arbeit am Brotjob.
A propos Prokrastination, ich muss euch allen unbedingt die Videos von Lev Yilmaz ans Herz legen, selbst erst kürzlich entdeckt dank des Blogs von Patrick Rothfuss.
Damit erübrigt sich schon jede weitere Erklärung, warum ich mein heute sehr optimistisch gestecktes Schreibziel nicht erreicht habe, trotz Schlechtwetters (bekanntlich der beste Freund der schreibenden Zunft).
Konzentrationsloch + YouTube - Coach mit virtueller Peitsche = verfehltes Tagesziel
Dass ich trotzdem nicht an meinem schlechten Gewissen ersticke liegt daran, dass ich in den vergangenen Tagen fleißigfleißigfleißig war. Das Buch wächst gnadenlos vor sich hin, wie eine Schlingpflanze. Ich bin gespannt, ob es ein grünes Cover kriegen wird.