Sonntag, 27. Januar 2008

Lehrstunde

Man soll von den Besten lernen, heißt es. Als Autorin bemühe ich mich sehr, das zu beherzigen. Seit gestern weiß ich aber auch, was ich zu tun habe, sollte man mir jemals die Moderation einer Samstag-Abend-Show anvertrauen.

- Ich spreche übergewichtige französische Schauspieler bei jeder sich bietenden Gelegenheit auf ihren Körperumfang an. Wenn möglich öfter. Sollten sie in ihrem aktuellen Film Obelix spielen, befrage ich sie zu ihrer Rolle als Asterix. Und umgekehrt.

- Bei bekannten Schauspielerinnen, die in Kürze ihren 70er feiern, verfahre ich wie oben, nur dass ich statt des Themas "Körperumfang" das Thema "Alter" wähle. Ich platziere sie auf der Couch neben den übergewichtigen französischen Schauspieler mit der Erklärung "neben dem sehen Sie am schlanksten aus".

- Eine vergleichbare Strategie verfolge ich im Gespräch mit dem ebenfalls nicht mehr ganz taufrischen, weißbärtigen Darsteller, indem ich sinngemäß bemerke, dass er nunmehr für jede Greisenrolle im deutschen Film ideal sei.

- Da das Thema Alter mir grundsätzlich nie zu langweilig wird, bemerke ich launig gegenüber dem amerikanischen Action-Film-Hero, der im Gegensatz zu mir den 60er schon überschritten hat, wie gut es sei zu sehen, dass die Senioren sich in Zeiten wie diesen wehren können. Habe ich damit sein Herz noch nicht gewonnen, frage ich ihn, ob er von Journalisten grundsätzlich für dämlich gehalten wird.

- Sollte man mir ärgerlicherweise einen jüngeren Talk-Show-Kollegen auf die Couch setzen, erkläre ich ihm zuallererst, dass er als mein Nachfolger nicht in Frage kommt, und zwar mit der Argumentation "bei mir muss man zu jedem nett sein". Sollte der Kollege es wagen, meine Sendung über kurze Strecken unterhaltsam werden zu lassen, würge ich ihn ab, so schnell ich kann.

- Tritt eine atemberaubende chinesische Ballett/Akrobatiktruppe mit einer Neuversion von "Schwanensee" bei mir auf, überreiche ich der Ballerina die Blumen mit den Worten "Die schönste Pekingente der Welt".

Alles in allem finde ich, das kann so schwer nicht sein. Und die Bezahlung ist auch gut, sagt man.
Irgendwelche Job-Angebote da draußen?

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