Freitag, 31. August 2007

Chaoskontrolle

Ich lese gerade haufenweise Jugendromane (für Mädchen, ausschließlich), die es in dieser Form zur Zeit meiner eigenen Pubertät noch nicht gab. Glaube ich jedenfalls. Es geht um heimliches Verliebtsein, unglückliches Verliebtsein, irrtümliches Verliebtsein. Erste Küsse, die noch keine weiter führenden Konsequenzen haben. (Wenn ich es mir überlege, dann muss es solche Bücher auch damals in den 80ern gegeben haben - wieso erinnere ich mich nicht? Waren sie so viel schlechter?)
Der Grund für die Änderung meiner Lesegewohnheiten ist, dass ich selbst an einem vergleichbaren Büchlein schreibe und die Do's und Dont's verinnerlichen will. (Ist natürlich nur ein Vorwand, in Wahrheit macht es Spaß).
Einen Mädchenroman zu schreiben hat übrigens viel für sich. Ich kann die Ich-Erzählerin der Teenager sein lassen, der ich retrospektiv gern gewesen wäre. Ich kann ihr meine persönlichen Peinlichkeiten ersparen und sie mit mehr Selbstbewusstsein und viel mehr Selbstironie ausstatten. Gleichzeitig darf ich sie in eine Katastrophe nach der anderen stürzen, so lange ich sie am Schluss den Richtigen küssen lasse (in dem Alter gibt es nur einen Richtigen, jedenfalls für literarische Identifikationsfiguren). Ich herrsche quasi über das Pubertätschaos. Etwas, das mir mit 15 nicht mal im Ansatz gelungen ist.

Außerdem: Das Exposé ist fertig, und es ist erstaunlich kurz geworden. Ich habe mich gezügelt wie verrückt, mich auf das absolut Notwendigste beschränkt und siehe da - es hat geklappt. Soll ich es dann los schicken? Gleich Montag? Ich würde so gerne, aber ich werde noch ein bisschen warten und darüber brüten. Ein paar Tage spielen keine Rolle. Oder doch?
Aaaaah, es juckt mich so schrecklich in den Fingern ...

Samstag, 25. August 2007

Jahresringe

Es gibt einen Baumstumpf in Strobl am Wolfgangsee, der mich mit seiner bizarren Form zu einer gewissen Passage in meinem Fantasy-Roman inspiriert hat. Schon vor Jahren. Jeden August kam ich mehrmals an diesem Strunk vorbei (er liegt direkt neben dem Lift der Sommerrodelbahn), winkte ihm in Gedanken zu und nahm mir fest vor den Roman zu beenden, noch in diesem Jahr, noch vor Weihnachten! Wir hatten ein Ritual, der Baumstumpf und ich. An ihm vorbei zu fahren bedeutete immer, dass wieder ein Jahr ins Land gezogen war, unter lautloser Verpuffung meiner guten Vorsätze.
Doch diesmal, haha - diesmal nicht. Vorgestern waren wir rodeln und mein Gewissen war rein. Der Baumstumpf reckte seine langen Wurzeln um den Felsen wie immer und ich grinste ihn an. Diesmal ist es geschafft, was sagst du? Wird dir nicht gleich noch wärmer unter deinem Moosbewuchs?
Leider spricht er nicht mit mir. Und nicht nur das unterscheidet ihn von seinem Roman-Alter-Ego, er ist auch viel kleiner. Und er lässt sich nicht fotografieren. Ich habe es mehrfach versucht, weil er in meiner Erinnerung immer enorm an Umfang zunimmt (außerdem hätte ich gern ein paar Details für die Beschreibung konserviert), aber alle Bilder waren verschwommen. Und meine Schuld war das sicher nicht.
Ich glaube es zwar nicht, aber ich mag die Vorstellung, dass man, nachdem er gefällt wurde, ein Buch aus ihm gemacht hat. Für Brennholz wäre er viel zu schade.

Dienstag, 21. August 2007

In der Kürze liegt die Schwierigkeit

Man sollte nicht glauben wie schwierig es ist, einen Plot, den man in- und auswendig kennt, in eine packende Kurzform zu bringen. Bisher habe ich drei Versionen eines unbrauchbaren Exposés zustande gebracht:
Version 1: Elendslang. Enthält sogar Originalzitate. Zeigt vor allem, wie heftig die Autorin in manche Details der Geschichte verliebt ist.
Version 2: Das geübte Auge erkennt erste Ansätze von Zurückhaltung. Das ungeübte Auge sieht immer noch fünf Seiten Text, brav chronologisch geordnet. Die Autorin flucht und beschließt, gewisse Ereignisse nicht zu erzählen, sondern zusammenzufassen und der Phantasie des Lesers zu überlassen.
Version 3: So viel Phantasie kann der Leser, vulgo Agent/Lektor gar nicht haben, dass er noch kapiert, worum es in dem Roman gehen soll. Die Autorin stellt fest, dass sie die falschen Dinge zusammengefasst hat. Bemerkt, dass sie immer noch chronologisch vorgeht, weil das offenbar in ihren Genen so festgeschrieben ist. Wirft erst mal das Handtuch und geht Kaffee trinken.

Status Quo: Version 4 ist in Arbeit und gibt Anlass zur Hoffnung. Chronologie wurde unter Schmerzen über den Haufen geworfen. Wenn ich noch einen Weg finde, wie ich die handelnden Personen so unterbringe, dass manche davon nicht erst am Ende des Exposés wie Kastenteufelchen hervorhüpfen, bin ich ansatzweise zufrieden.

Dienstag, 14. August 2007

Unpeppig

Mein Exposé existiert nach wie vor nur in der Theorie. Bisher habe ich drei erste Sätze (präziser: drei Versionen eines ersten Satzes), die mir allesamt nicht gefallen. Wieso ist das so schwer? Außerdem bewege ich mich auf Neuland: Soll ein zweiseitiges Exposé zwei stinknormale Seiten oder zwei Normseiten lang sein? Zwei Normseiten sind nämlich gar nichts, und ich kann nun mal nicht kurz.
Außerdem fühle ich mich gerade total unpeppig. Wie Kakao mit Haut drauf. Wäh. Da ich aber nicht weiß, wie lang es dauert bis ich wieder in Chili-con-Carne-Form bin, sollte ich trotzdem anfangen. Mit einem der drei trüben Anfangssätze.
Interessant übrigens, dass die drei Agenturen, die ich auf meiner kleinen Wunschliste stehen habe, jeweils unterschiedlich lange Textproben wollen. Derzeit kokettiere ich damit, als erstes die anzuschreiben, die sich den größten Brocken vorzunehmen bereit sind.

Etwas anderes, nämlich ein Hoch auf Martin Suter. Habe im Urlaub wieder Bücher gefressen und das letzte davon war "Die dunkle Seite des Mondes". Schwer zu beschreiben, warum es so gut ist. Es sticht nichts hervor, aber alles passt zusammen. Die Sprache ist einfach, aber immer wieder blitzen brilliante Metaphern hervor, alle gelungen. Nirgendwo eine abgedroschene Phrase. Ein echtes Vergnügen.

Montag, 13. August 2007

Entsalzt und wieder zu Hause

Habe Sardinien den Rücken gekehrt und erfreue mich am vergleichsweise kühlen Wiener Wetter. Vier Wochen Urlaub sind Luxus. Nach vier Wochen kommt man gerne und mit einem Anflug von schlechtem Gewissen wieder nach Hause. Um es kurz zu sagen - es war wirklich schön. Ich versuche normalerweise ja immer, mit möglichst trockenem Kopf zu schwimmen, weil ich es hasse, wenn meine Haare danach zu einem salzig-klebrigen Gewirr zusammentrocknen. Diesmal war es mir egal, das Wasser war einfach zu einladend. Ich war Schnorcheln und Tauchen bis zur absoluten Hautverschrumpelung und Haarverklebung.
In der Zwischenzeit waren meine Testleser fleißig und ich bin unendlich glücklich mit ihrer Reaktion. Was bedeutet, ich werde noch ein wenig feilen und schleifen, mir ein Exposé aus den Rippen schneiden (das Exposé - mein Angstgegner) und selbiges mit einer Leseprobe einer Agentur zukommen lassen. Oder mehreren, je nachdem.

Ach, einen testleserbedingten Schock gab es doch: Ich dachte eigentlich, ich hätte die neue Rechtschreibung einigermaßen verinnerlicht, aber HA - keine Rede davon. Viel zu viele ß. Und alles mögliche Zeug zusammengeschrieben, das eigentlich auseinander gehört. Ich schäme mich hiermit offiziell. Und weil ich schon dabei bin, schäme ich mich auch gleich dafür, dass ich ein paar der geänderten Namen im Dokument habe hängengelassen, wovon aber glücklicherweise niemand irritiert war, keiner dachte, er sei plötzlich im falschen Buch. Trotzdem erröte ich an dieser Stelle pflichtschuldigst und gelobe Besserung. Bei der Fortsetzung.

 

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